Gibt es einen Zusammenhang zwischen Influenza und Herzerkrankungen? Ergebnisse liefert eine kanadische Studiengruppe.

Seit langem ist bekannt, dass Influenzaviren neben neurologischen Symptomen (Enzephalitis, Krampfanfälle) auch kardiale Komplikationen hervorrufen können. In einer Fall-Kontroll-Studie (self controlled case series) hat eine kanadische Studiengruppe untersucht, ob Herzinfarktereignisse in zeitlichem Zusammenhang zu einer laborbestätigten Influenza auftraten. Zu diesem Zweck analysierten sie Befunde aus den Jahren von 2009 bis 2014 (150.000 Tests) von 11 Laboren. Es konnten 19.729 positive Influenzaisolate identifiziert werden. 340 Patienten mussten stationär wegen eines akuten Herzinfarktes im Jahr vor oder nach der Influenza behandelt werden. 20 Aufnahmen je Woche gab es im Risikointervall von 7 Tagen nach einem ­Influenza-positivem Laborbefund (Inzidenzrate, IRR): 6,05 (95-%-Konfidenzintervall 3,86 – 9,5). Nach dem 7. Tag wurde keine erhöhte Inzidenz mehr beobachtet. Besonders gefährdet waren ältere Menschen. Für jene über 65 Jahren betrug die IRR 7,31 (4,53 – 11,79). Die Influenza B war mit ­einer IRR von 10,11 (4,37 – 23,38) „gefährlicher“ als die Influenza A (IRR 5,17 (3,02 – 8,84)). Das Risiko für einen Herzinfarkt (IRR: 6,93 (4,24 – 11,33)) war nach eine Influenza­erkrankung höher als bei jenen Patienten, die einen Herzinfarkt in der Anamnese aufwiesen. Parallel wurden Untersuchungen zur Bedeutung des ­Respiratory Syncytial-Virus (RSV) angestellt. Hier ermittelten die Forscher eine IRR von 3,51 (1,11 – 11,12), für andere Viren betrug die IRR 2,77 (1,23 – 6,24).

Die Autoren schließen aus ihrer Untersuchung, dass es eine Assoziation zwischen respiratorischen Infektionen, insbesondere Influenza und einem akuten Myokardinfarkt gibt. Der Herzinfarkt ist vermutlich Folge der körperlichen Belastung einer schweren Infektion. Infektionen durch Influenza-B-Viren erweisen sich als schwerwiegender im Vergleich zu Influenza-A-Virusinfektionen.

Kommentar:
Die Untersuchung ist von Relevanz, zeigt sie doch, dass mit der Influenzaimpfung eine Prävention von kardialen Komplikationen möglich erscheint.

Literatur
Kwong JC et al. (2018) Acute myokardial infarction after laboratory-confirmed influenza infection. N Engl J Med 378: 345–353


Autor
Univ.-Prof. Dr. med. Markus Knuf


Erschienen in: Kinderärztliche Praxis, 2019; 90 (5) Seite 318