Akupunktur ist eine häufig angewendete Methode in der Behandlung kindlicher Kopfschmerzen. Eine aktuelle Übersichtsarbeit fasst Daten zu den Mechanismen und der Effektivität von Akupunkturbehandlungen zusammen.

Vor Kurzem ist eine Übersichtsarbeit erschienen, welche die Bedeutung der Akupunkturbehandlung bei kindlichen Kopfschmerzen und Kopfschmerzen im Erwachsenenalter zusammengefasst hat [1].

In dem Review wurden Studien zitiert, die neurobiologische Mechanismen einer Akupunkturbehandlung untersuchten. Man geht davon aus, dass Akupunktur die Schmerzperzeption peripher und zentral moduliert. Als Mediatoren werden Neurotransmitter wie Endorphine, Enkephaline, Monoamine, Norepinephrin und Serotonin angesehen. So wurden beispielsweise mittels Doppler-untersuchungen Funktion und Struktur des Hirns von Migränepatienten vor und nach der Akupunkturbehandlung untersucht. Ebenso liegen Studien zur Magnetresonanztomographie vor und nach einer Akupunkturbehandlung vor. So ergaben funktionelle MRT-Unter­suchungen, dass das rechte fronto-parietale Netzwerk (RFPN) bei Migräne eine große Rolle in der Perzep­tion der Schmerzen spielt. In einer Untersuchung wurden 12 Patienten mit einer Migräne ohne Aura funktionell kernspintomographisch vor und 4 Wochen nach einer Standard-Akupunkturbehandlung untersucht. Die Autoren fanden eine deutlich herabgesetzte funktionelle Konnektivität im RFPN-Bereich im Vergleich zu 12 gesunden Kontrollen, die „Konnektivität“ konnte offenbar durch die Akupunkturbehandlung positiv beeinflusst werden.

Es liegen Untersuchungen vor, die zeigen, dass nahezu 20 % der 10- bis 17-jährigen Kinder und Jugendlichen in den USA komplementäre bzw. alternativmedizinische Verfahren anwenden. Dieser Anteil steigt auf über 30 % bei Kindern mit Kopfschmerzen. 5 % werden dann mit Akupunktur behandelt. Akupunktur ist so gesehen eine sehr häufig angewendete Methode in der Behandlung von kindlichen Kopfschmerzpatienten.
47 Patienten mit Migräne wurden im Rahmen einer Untersuchung mit Akupunktur behandelt. 67 % gaben an, eine Verbesserung des Beschwerdebildes zu verspüren. In dem Review werden verschieden Studien zitiert, die eine Verbesserung des Outcomes von Migräne und Kopfschmerzen bei Kinder und Jugendlichen durch Akupunktur zeigen.

Die Autoren der Übersichtsarbeit stellen fest, dass die kind­liche Migräne eine relativ häufige Form von Kopfschmerzen darstellt und die Lebensqualität dadurch erheblich beeinträchtigt ist. Akupunktur wird häufig angewendet. Dennoch bleibt laut den Autoren festzustellen, dass Akupunktur zwar seit langer Zeit intensiv angewendet wird, dennoch nur eine relativ schmale Evidenz bezüglich der Effektivität bei Kindern und Jugendlichen vorliegt. Methodische Limitationen der Studien werden in der besprochenen Übersichtsarbeit diskutiert.

Insgesamt wird Akupunktur als Teil eines integrativen, multi­disziplinären Ansatzes eingestuft.

Kommentar:
Die Übersichtsarbeit zur Anwendung von Akupunktur bei kindlichen Kopfschmerzen ist sehr lesenswert. Sie adressiert das Faktum der Anwendung komplementär medizinischer Verfahren bei chronischen Beschwerden. Es wird deutlich, dass die Evidenz für Akupunktur bei kind­lichen Kopfschmerzen sicher verbesserungswürdig ist. Auf der anderen Seite stellt Akupunktur einen integrativen ­Bestandteil von Behandlungskonzepten dar.

Literatur
1. Doll E, Threlkeld B, Graff D, Clemons R, Mittel O et al. (2019) Accupuncture in adult and pediatric headache: A narrative review. Neuropediatrics. https://doi.org/10.1055/s-0039-1695785


Autor
Univ.-Prof. Dr. med. Markus Knuf


Erschienen in: Kinderärztliche Praxis, 2019; 90 (6) Seite 392