Bundesweit gibt es 2 bis 5 Prozent notorische Impfgegner unter den Eltern und 14 Prozent Impfskeptiker. Ist es überhaupt möglich, diese Impfverweigerer zu überzeugen?

Wenn man den Beratungserfolg der Kinder- und Jugendärzte an den Impfquoten für die erste/zweite Masern-haltige Impfung misst (97,2 Prozent/93,2 Prozent bei der Einschulung 2018) dann scheint es den Pädiater/innen insgesamt gut zu gelingen, auch die impfskeptischen oder unentschlossenen 14 Prozent der Eltern zu überzeugen, erläuterte Dr. Martin Terhardt beim 48. Herbst-Seminar-Kongress des Berufsverbands der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) in Köln.

Dabei würden allerdings große regionale Unterschiede zu Tage treten, da die Impfungen oftmals auch deutlich zu spät in Bezug auf die STIKO-empfohlenen Impfzeiträume erfolgen, monierte der Berliner Impfexperte. Generell sein für viele Impfungen ähnlich hohe Impfquoten um die 95 Prozent notwendig, um einen guten Gemeinschaftsschutz auch für die Nicht-Geimpften zu erzielen.

Dabei beanspruchen gerade die impfskeptischen Eltern besonders viel Zeit und Aufwand. Impfgegner lehnen meistens die aufwändige Impfberatung durch impfbefürwortende Ärzte ab und wählen sich oftmals Ärzte für die Betreuung ihrer Kinder, die ebenfalls Impfungen ablehnen. Manchmal wird die Betreuung dieser Familien auch in Praxen von impfbefürwortenden Ärzten abgelehnt, was die Selektion der Patienten noch mehr befördert.

Terhardt empfahl in Köln, insbesondere die sich immer wiederholenden Impfmythen wie die Korrelation von Impfen und Autismus in den Blick zu nehmen. Auch die Theorie, dass das Durchmachen von Krankheiten besser sei als das Impfen dagegen, können medizinisch gut widerlegt werden. Um argumentativ Erfolg zu haben, müsse jedoch das ärztliche Impfberatungs-Gespräch sehr sensibel geführt werden.

Wichtig sei dabei vor allem ein partizipativer und zuhörender Beratungsstil und der angemessene Umgang mit Ängsten und Falschinformationen auf Seiten der Eltern, um damit die Beratung angemessen an den Bedürfnissen der Eltern auszurichten. So könnten zumindest Impfskeptiker – im Gegensatz zu den notorischen Impfverweigern - von mancher Immunisierung überzeugt werden.

Insgesamt stehen immer noch 80 Prozent der Eltern in Deutschland Impfungen ihrer Kinder befürwortend oder eher befürwortend gegenüber.



von R. Schmid