Antibiotikaresistenzen nehmen zu und erfordern eine rationale Antiinfektivaverordnung (Antibiotic Stewardship, ABS). Was hat es mit sogenannten ABS-Programmen auf sich?

Die Zunahme multiresistenter Infektionserreger hat weltweit dazu geführt, dass es notwendig wird, die Indikationsstellung zur Behandlung mit Antiinfektiva kritisch durchzuführen bzw. neu zu bewerten. Für diese Bewertung wurden Programme zur reflektierten antiinfektiven Therapie entwickelt, die als "Antibiotic Stewardship" (ABS) bezeichnet werden. ABS-Programme oder -Initiativen sind auch in der ambulanten und stationären Kinder- und Jugendmedizin von erheblicher Bedeutung.

In einer Übersichtsarbeit zu "Antibiotic Stewardship in der Kinder- und Jugendmedizin" werden Maßnahmen im Rahmen eines ABS-Programms detailliert dargelegt. Die Autoren kommen zu der Einschätzung, dass die Epidemiologie, Klinik, Diagnostik und Therapie von Infektionen bei Säuglingen, Kindern und Jugendlichen sich substanziell von der internistischen Infektiologie unterscheiden. Sie plädieren dafür, dass die Ausbildung und Implementierung von ABS in der Pädiatrie durch pädiatrisch-infektiologische Experten erfolgen soll. Aufgrund des Mangels an pädiatrischen Infektiologen und der fehlenden Bereitstellung finanzieller und personeller Ressourcen haben bisher nur wenige Kinderkliniken ein eigenständiges ABS-Programm.

Um eine weitere Qualifizierung zu erreichen, stellt die Deutsche Gesellschaft für pädiatrische Infektiologie (DGPI) einen Grundkurs zum ABS-beauftragten Arzt (in der Pädiatrie) nach dem Curriculum der Bundesärztekammer zur Verfügung.


Literatur
Simon A et al. (2018) Antibiotic Stewardship in der Kinder- und Jugendmedizin. Monatsschr Kinderheilkd 166: 48 – 56


Autor
Univ.-Prof. Dr. med. Markus Knuf


Erschienen in: Kinderärztliche Praxis, 2018; 89 (4) Seite 238