In den letzten Jahren wurde in den Medien mehr und mehr über Kinder und Jugendliche berichtet, die das Gefühl haben, im falschen Geschlecht geboren zu sein.

Grund genug, dass das Thema beim 48. Herbst-Seminar-Kongress des Berufsverbands der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) in Köln einen hohen Stellenwert hatte. Dabei wird die die so genannte Geschlechtsdysphorie bei Kindern und Jugendlichen äußerst kontrovers und z.T. stark ideologisiert in den Medien dargestellt, so die Erfahrung von Kongressleiter Prof. Klaus-Michael Keller.

Die Fachbegriffe, über die der Oberarzt der Kinder- und Jugendpsychiatrie, Dr. Alexander Korte, von der Universitätsklinik der LMU München in Köln berichtete, heißen Transgender oder Transidentität. Laut Statistischem Bundesamt in Wiesbaden haben von 2005 bis 2012 die Geschlechtsumwandlungen in Deutschland von 444 auf 1.124 zugenommen. Und im Jahr 2018 sind in deutschen Krankenhäusern bereits 1.816 operative Geschlechtsumwandlungen erfolgt. Die Diskussionen darüber im Netz, in Selbsthilfegruppen, in Foren finden vor allem in Metropolen unter Eliten statt.

Erst wenn ein klinisch signifikanter Leidensdruck und eine Beeinträchtigung des Alltagsablaufes evident sind, wird von Geschlechtsdysphorie gesprochen. Unterstützung bekommen Betroffene in Transberatungsstellen und Selbsthilfegruppen, die zu Hormontherapien in Form von Pubertätsblockern oder geschlechtsangleichenden Operationen raten. Ideologische Überfrachtungen spielen dabei jedoch nach Darstellung von Klaus-Michael Keller eine große Rolle.

Der Kongress-Referent Alexander Korte bietet in München zu diesem Thema eine Spezialsprechstunde in der Kinder- und Jugendpsychiatrie der LMU München an, um herauszufinden, bei welchen Menschen der Wunsch, einem anderen Geschlecht anzugehören, bleibt und bei wem nicht.

Was bisher hierzu bekannt ist, fasste Keller in einer Pressemitteilung zum Kölner Kongress wie folgt zusammen:
  • Es gibt psychologische und kulturelle Ursachen für Geschlechtsumwandlungen. Häufig liegt aber auch nur eine vorübergehende Phase vor, was offenbar bei 70-80% der Kinder/Jugendlichen der Fall ist.
  • Laut Leitlinien wird für transidente Kinder und Jugendliche empfohlen, ein Jahr mit dem neuen Namen und der neuen Geschlechtsrolle unter psychotherapeutischer Begleitung zu leben. Wo gibt es noch Klärungsbedarf?
  • In Transberatungsstellen dagegen wird früh der Einsatz von Pubertätsblockern propagiert, um die natürliche Entwicklung der Geschlechtsidentität und der Sexualität zu beeinflussen. Welchen Einfluss diese Medikamente darauf aber tatsächlich haben, ist wissenschaftlich noch unklar.
  • Unbekannt ist bislang zudem, wie oft eine Homosexualität hinter einer Geschlechtsdysphorie steckt.



R. Schmid