Die Deutsche Gesellschaft für Sozialpädiatrie und Jugendmedizin (DGSPJ) und der Berufsverband Kinderkrankenpflege Deutschland (BeKD) propagieren bereits seit vielen Jahren den Einsatz von Gesundheitsfachkräften in Schulen und Kitas. Wieviel mehr Nutzen brächten sie gerade in dieser Zeit, in der Infektionsschutzbelange Gesundheit und Alltag dominieren!

Die Deutsche Gesellschaft für Sozialpädiatrie und Jugendmedizin (DGSPJ) und der Berufsverband Kinderkrankenpflege Deutschland (BeKD) propagieren bereits seit vielen Jahren den Einsatz von Gesundheitsfachkräften in Schulen und Kitas. Wieviel mehr Nutzen brächten sie gerade in dieser Zeit, in der Infektionsschutzbelange Gesundheit und Alltag dominieren!

In jeder Phase der Pandemie, die wir bisher erlebt haben, gab und gibt es Aufgaben, die eine Gesundheitsfachkraft als "Kümmerer vor Ort" mit Expertise übernehmen oder koordinieren kann:
  • pandemiebezogenen Informationsbedarf von Eltern und Beschäftigten in der Einrichtung decken, kindgerecht Inhalte vermitteln und für Fragen zur Verfügung stehen (in Rückkopplung mit dem Gesundheitsamt; Materialien, z. B. Erklärvideos der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) nutzend);
  • bei Umsetzung und Anpassung des Hygienekonzepts aktiv unterstützen;
  • akute auftretende Verdachtsfälle bei Betreuern und Betreuten managen;
  • für die Ermittlungen des Gesundheitsamts im Rahmen von Kontaktpersonenmanagement zur Verfügung stehen;
  • Quarantäneerfordernisse klären, kommunizieren und Familien bei Umsetzung beraten;
  • Testverfahren durchführen oder die Durchführung koordinieren;
  • für betriebsmedizinisch Verantwortliche, ggf. für hygienebeauftragte Lehrer als Ansprechpartner zur Verfügung stehen.

Die Liste ist nicht abschließend und gestaltet sich in Abhängigkeit von der Pandemiephase und aktuellen und der regionalen Lage. Eines dürfte sicher sein: Ein wesentlicher Effekt dürfte in der Entlastung von Erziehern und Lehrern bestehen, die sich dadurch besser auf das pädagogische Kerngeschäft fokussieren können.

Bei einem BZgA-Arbeitstreffen auf Fachebene wurde im Oktober der internationale Forschungsstand zur Wirksamkeit von School Nurses auf Bildungsteilhabe, Schülergesundheit, Entlastung von Schulpersonal und Eltern resümiert. Einige Evaluationsergebnisse sind sehr vielversprechend. Im ersten Halbjahr 2021 sind Ergebnisse der Begleitforschung für Deutschland zu erwarten, die z. B. in Bremen und Brandenburg sowie unter gesundheitsökonomischen Aspekten von Frau Prof. C. Maulbecker-Armstrong an der Technischen Hochschule Mittelhessen erfolgt. Diese werden Forschungslücken schließen und viele noch unbeantwortete Fragen klären. Auf dem Boden der Darstellung von Modellprojekten wurden Anregungen zur Weiterentwicklung der unterschiedlichen Ansätze und ihrer Verstetigung entwickelt. Die Stärkung von Gesundheitskompetenz in Bildungseinrichtungen im Sinne des Nationalen Aktionsplans könnte ein Schlüsselbegriff werden.

School Nurses haben sich vielerorts bewährt

Viele Bundesländer haben sich schon auf den Weg gemacht. Die im Vorreiterland Brandenburg durchgeführte Machbarkeitsstudie lieferte auch für Hessen Grundlage einer Projektkonzeption, hier mit der Hessischen Arbeitsgemeinschaft für Gesundheitsförderung als Träger. Mittlerweile ist das Land Hessen Projektträger und beschäftigt über das Schulministerium 20 SGFK. In Schleswig-Holstein kamen auch schon früh Schulgesundheitsfachkräfte zum Einsatz, inspiriert durch den Dänischen Schulgesundheitsdienst. Und seit etwa einem Jahr setzen die Hamburger Gesundheits- und Schulbehörde zusammen mit dem Verband der Ersatzkassen das Modellprojekt "Schulgesundheitsfachkräfte" zunächst für 5 Jahre um, das von einer Koordinierungsstelle fachlich begleitet und evaluiert wird.

Das Land Bremen hat 2018 ein Modellprojekt zu Gesundheitsfachkräften in Schulen gestartet, das wegen seines Erfolgs gerade verlängert wurde und zur Ausschreibung von 6 Fachkraftstellen im März 2021 Anlass gab. Nicht umsonst ist – auch außerhalb der pandemischen Situation – der Einsatz von Schulgesundheitsfachkräften/School Nurses in vielen europäischen Ländern schon lange gute gelebte und bewährte Praxis. Es ist zu hoffen, dass das Thema durch positive Erfahrungsberichte während der Pandemie einen neuen und dann auch nachhaltigen Anschub erhält.

Deutsche Gesellschaft für Sozialpädiatrie und Jugendmedizin e. V. (DGSPJ) und
Berufsverband Kinderkrankenpflege Deutschland e. V. (BeKD e. V.)



Kontaktadressen
Dr. Ulrike Horacek
Vorstand DGSPJ
und
Birgit Pätzmann-Sietas
Berufsverband Kinderkrankenpflege Deutschland (BeKD)

Erschienen in: Kinderärztliche Praxis, 2021; 92 (3) Seite 204-205