In einer Studie wurde der Zusammenhang zwischen frühkindlichen Schlafstörungen und der Entwicklung psychiatrischer Erkrankungen im Kindes- und Jugendalter untersucht. Als Grundlage dienten die Antworten von 14.000 Eltern.

"Unser Kind schläft nicht durch, es wacht nachts häufig auf und hat Albträume!" Diese Sorgen haben nicht wenige Eltern und klagen darüber auch in der Sprechstunde des Kinderarztes. Meistens kann das als alters- und entwicklungsabhängiges Phänomen betrachtet werden, das vorübergehend auftritt und nach einiger Zeit wieder vorbeigeht. Wenn diese Schlafstörungen jedoch persistieren und sich auch nicht durch veränderte Schlafhygiene und konsequentes Verhalten verbessern, sollten Pädiater alarmiert sein, denn solche Symptome können ein erster Hinweis auf die spätere Entwicklung psychischer Erkrankungen sein.

Dr. Isabel Morales-Munoz hat mit ihrem Team an der University of Birmigham’s School of Psychology den Zusammenhang zwischen frühkindlichen Schlafstörungen und der Entwicklung psychiatrischer Erkrankungen im Kindes- und Jugendalter untersucht. Als Grundlage der Studie dienten die Antworten von rund 14.000 Eltern über das Schlafverhalten ihrer Kinder als Babys und Kleinkinder.

Dabei stellte sich heraus, dass Kleinkinder mit anhaltenden Schlafproblemen später als Jugendliche deutlich häufiger Psychosen entwickelten. Bei Kindern, die unregelmäßig oder zu wenig schliefen, traten häufiger Borderline-Persönlichkeitsstörungen (BPD) auf. In der Untersuchung wurden die Daten von über 7.000 Studienteilnehmern ausgewertet, die als Teenager Symptome einer Psychose zeigten. Mehr als 6.000 Studienteilnehmer mit früheren Schafstörungen klagten im Alter von 11 bis 12 Jahren über Symptome einer Borderline-Persönlichkeitsstörung.

In der Studie zeigte sich, dass häufiges nächtliches Aufwachen im Alter von 18 Monaten und unregelmäßiger Schlaf im Alter von 6 Monaten, 30 Monaten und 5,8 Jahren später signifikant mit Psychose-Erkrankungen im Teenageralter zusammenhingen. Auch die Neigung zu depressiven Erkrankungen, die im Alter von etwa 10 Jahren auftraten, konnten mit früheren Schlafstörungen – wie häufiges nächtliches Aufwachen und unregelmäßigen Schlafgewohnheiten – in Korrelation gebracht werden.



Autor
Raimund Schmid/KMS


Erschienen in: Kinderärztliche Praxis, 2020; 91 (5) Seite 322