Gibt es einen möglichen Zusammenhang zwischen Aluminiumexposition (z. B. Adjuvans in Impfstoffen) und Neurotoxizität, Morbus Alzheimer und Brustkrebs? Eine Arbeitsgruppe der Universität Erlangen-Nürnberg ist dieser Frage nachgegangen.

Aluminium wird seit Jahrzehnten als Adjuvans in Impfstoffen oder zur Behandlung bei pathologischer Hyperhidrose angewendet. Nach vieljähriger Anwendung wird in den letzten Jahren in der Öffentlichkeit eine mehr oder weniger kritische Diskussion um die neurotoxische Wirkung von Aluminium oder eine möglicherweise krebserzeugende Wirkung geführt.

Eine Arbeitsgruppe der Universität Erlangen-Nürnberg hat eine selektive Literaturrecherche zur Aluminiumexposition und einen möglichen Zusammenhang mit Neurotoxizität, Morbus Alzheimer und Brustkrebs in den Datenbanken PubMed und SCOPUS durchgeführt. Daneben flossen arbeits- und umweltmedizinische Erfahrungen der Autoren in die Analyse ein. Wesentliches Ergebnis der Literaturrecherche war, dass besonders bei beruflicher Exposition die Referenzwerte für die innere Belastung mit Aluminium (< 15 µg/l Urin, < 5 µg/l Serum) überschritten wurden. Der biologische Arbeitsstofftoleranzwert lag bei 50 µg Aluminium/g Kreatinin im Urin. Bei bestimmten Arbeiten (Aluminiumindustrie, Aluminiumschweißer) wurden erst bei Konzentrationen von 100 µg/g Kreatinin im Urin Leistungsabnahmen in neuropsychologischen Tests (Aufmerksamkeit, Lernen, Gedächtnis) gezeigt. Manifeste Enzephalopathien mit Demenz fanden sich nicht.
Andererseits wurden im Gehirn von Alzheimerpatienten erhöhte Aluminiumkonzentrationen nachgewiesen. Unklar bleibt, ob es sich hierbei um Ursache oder Folge der Alzheimerpathologie handelt.

Die Datenlage zur Kanzerogenität ist kontrovers. Es liegen keine belastbaren Daten zur Entstehung von Brustkrebs durch die Verwendung von aluminiumhaltigen Deodorants vor.

Die Autoren schlussfolgern aus ihrer Analyse, dass die innere Belastung mit Aluminium anhand von Konzentrationsbestimmung im Urin bzw. Blut beurteilt werden kann. Das Einhalten der Grenzwerte dient dazu, auch subklinische Veränderungen zu verhindern. Sie weisen zu Recht darauf hin, dass große epidemiologische Studien, die den Einfluss aluminiumhaltiger Antitranspirantien auf das Brustkrebsrisiko bewerten, wünschenswert seien.

Kommentar:
Die Diskussion um mögliche gesundheitliche Auswirkungen von Aluminium, insbesondere auch des Aluminiumeinsatzes als Adjuvans in Impfstoffen, wird zum Teil hochemotional geführt. Erstaunlich ist, dass nach jahrzehntelangem Einsatz von Aluminium auf verschiedenen Ebenen, keine belastbareren Daten vorliegen. Möglicherweise spielt auch eine gewisse hereditäre Suszeptibilität für die Aluminiumtoxizität eine Rolle. Da Aluminium breit eingesetzt wird, sind weitere Untersuchungen möglicher Folgen sicher indiziert, eine hysterische Betrachtung der (unvollständigen) Datenlage ist aber unangebracht.

Literatur
1. Klotz K et al. (2017) Gesundheitliche Auswirkungen einer Aluminiumexposition. Dtsch Artebl Int 114: 653 – 9


Autor
Univ.-Prof. Dr. med. Markus Knuf


Erschienen in: Kinderärztliche Praxis, 2018; 89 (2) Seite 81