Während der Jahrestagung der DGSPJ sprach der Präsident der American Academy of Pediatrics über Kinderarmut in den USA und in Europa.

Im Kampf gegen die Kinderarmut kann Deutschland zwar kein gutes Zeugnis ausgestellt werden. Dennoch sind hierzulande, relativ gesehen, weniger Kinder arm als in den Vereinigten Staaten.

Auf diese Zusammenhänge hat Prof. Benard P. Dreyer, Präsident der 54.000 Mitglieder starken American Academy of Pediatrics, bei der 68. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Sozialpädiatrie und Jugendmedizin (­DGSPJ) in Hamburg hingewiesen. So liegt der Anteil der Kinderarmut in Deutschland bei 15 %, in den USA jedoch bei über 20 %. Dagegen müsse in deutlich ärmeren Ländern wie der Slowakei oder Ungarn lediglich jedes 10. Kind in Armut leben. Auch bei der „child deprivation“ schneidet Deutschland nicht gut ab. Bei 9 % aller Kinder würden mindestens 2 Grundbedürfnisse nicht erfüllt, die sie vor der Armut und sozialer Ausgrenzung bewahren. In Schweden trifft dies nur für 1,3 % und in Irland gar nur für 0,9 % aller Kinder zu.

Diese Rate sollte in allen reichen Ländern der Welt „in jedem Fall unter 5, besser unter 2 % liegen“, forderte Dreyer in Hamburg. Die Politik könne dagegen „wirksam etwas tun“, weil entsprechende Programme für speziell in Armut lebende Kinder durchaus erfolgreich seien.

Viel zu viele Kinder wachsen auch in reichen Ländern in relativer Armut auf, kritisierte die American Academy of Pediatrics bei der DGSPJ-Jahrestagung 2016 in Hamburg. Viele betroffene Kinder ziehen sich dabei zurück oder werden ausgegrenzt.


Autor
Raimund Schmid


Erschienen in: Kinderärztliche Praxis, 2017; 88 (2) Seite 78