Der Präsident des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) Dr. Thomas Fischbach hat die Bundesregierung aufgefordert, den Pädiatermangel endlich "ganz oben auf die die gesundheitspolitische Agenda" zu setzen.

Dies machte Fischbach beim Kinder- und Jugendärztetag 2018 in Berlin unmissverständlich klar. "Viel zu lange hat die Politik untätig zugeschaut, wie immer weniger Kinder-und Jugendärzte immer mehr Kinder und Jugendliche versorgen." Für die akute Versorgungsmisere seien insbesondere die folgenden 3 Gründe verantwortlich:

  • Der Geburtenanstieg: 2016 sind 777.000 Kinder geboren worden, 19 % mehr als noch 5 Jahre zuvor. Und der Trend nach oben hält auch 2018 an, weil insbesondere in den großen Städten die Geburtenrate weiter überproportional ansteigt.
  • Die Überalterung der Fachgruppe: In den nächsten 5 Jahren wird ein Viertel aller Kinder- und Jugendärzte in Rente gehen. Die Nachfolger bleiben vielerorts aus. In den Praxen, in denen Nachfolger zur Verfügung stehen, sind diese nicht mehr bereit, 60 Wochenstunden oder mehr zu arbeiten.
  • Gestiegene Anforderungen: Kinder, die früher noch in Kliniken behandelt werden mussten, werden heute zunehmend ambulant betreut. Doch die Versorgung chronisch kranker Kinder und junger Menschen mit psychosozial bedingten Entwicklungsstörungen erfordert viel Zeit, die in der ambulanten Pädiatrie nicht mehr zur Verfügung steht.

Deshalb erhob Fischbach in Berlin die Forderung, in unterversorgten Gebieten neue Kassensitze mit neuen Budgets zu schaffen. Zudem müssten die Möglichkeiten verbessert werden, um Ärzte auch in den ambulanten Praxen einfacher anstellen zu können. Im Studium müsse das Fach Pädiatrie genau wie in der Allgemeinmedizin zu einem "vertiefenden Teil" im "Masterplan Medizinstudium 2020" werden.

Und schließlich müsse dringend die finanzielle Förderung der Weiterbildung an die deutlich großzügigeren Förderstrukturen der Allgemeinmedizin angepasst werden.



Autor
Raimund Schmid


Erschienen in: Kinderärztliche Praxis, 2018; 89 (5) Seite 308