Prof. Klaus-Miichael Keller schilderte beim 44. Herbstkongress des BVKJ das Dilemma der Ärzte z. B. in der Adipositasprävention und machte Verbesserungsvorschläge.

Die niedergelassenen Ärzte laufen in vielen Fällen bei ihrer präventiven Arbeit einem "abgefahrenen Zug" hinterhet, der nicht mehr aufzuhalten ist. Die liegt an zunehmen "ungünstigen Umfeldfaktoren", die von Medizinern kaum mehr beeinflusst werden können.

Prof. Klaus Michael Keller, wissenschaftlicher Leiter des 44. Herbstkongresses des Berufsverbands der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) in Bad Orb machte dieses Dilemma am Beispiel der Adipostitasprävention deutlich. Hier seien die Erfolge derart marginal, dass die Grenzen der pädiatrischen Möglichkeiten offenkundig würden. So schränkten einerseits Autos, Rolltreppen, Aufzüge, Fernsehen und Computer den Bewegungsdrang der Kinder "und erst recht der Eltern" zunehmend ein, Andererseits gäbe es heute süße Getränle, Fastfood oder "ambulante Restaurants" in Hülle und Fülle, die von immer mehr Kindern und jungen Menschen angenommen würden. Da aber offenkundig die Sicherheit der Arbeitsplätze in der Nahrungsmittelindustrie in Deutschland wichtiger sei als eine gesunde Ernährung der Kinder, stünden die Pädiater hier zunehmen auf einem verlorenen Posten. Auch der Boom an fettarmen, aber zum Teil sehr kohelnhydratreichen Light-Produkten könne an diesem Trend nicht grundsätzlich etwas ändern.

Keller forderte daher in Bad Orb die Einführung einer Zuckersteuer auf Colagetränke, Eistees und Energydrinks, mit der Süßgetränke pro Liter mit bis zu 30 Cent besteuert werden sollten. In ärmeren Stadtbezirken der USA, in denen eine solche Steuer erhoben wird, sank der Konsum süßer Getränke bereits im ersten Jahr um 21%. Auch in Deutschland sei man bereits mit dem konsequenten Vorgehen bei der Tabakprävention- vor allem durch Rauchverbote in Gaststätten und die Verteuerung von Zigarette- erfolgreich gewesen.



Autor
Raimund Schmid


Erschienen in: Kinderärztliche Praxis, 2017; 88 (1) Seite 8