Die "Schulgesundheitsfachkraft" ist ein Modellvorhaben in den Bundesländern Hessen und jetzt auch Schleswig-Holstein. Wie ist der aktuelle Stand?

Schon häufig wurde in der Kinderärztlichen Praxis über das Thema "Schulgesundheitsfachkraft" berichtet, aufbauend auf dem Grundsatzartikel des Fachausschusses ÖGD der DGSPJ. Die Konkretisierung des Modellprojekts in Brandenburg wurde darüber hinaus bereits von Frau Braksch dargestellt [1].

Wie stellt sich die Situation nun im Bundesland Hessen dar, das sich als zweites Bundesland auf den Weg gemacht hat, Schulgesundheitsfachkräfte einzusetzen und ihre Arbeit zu evaluieren? Im April 2016 wurde im Hessischen Ärzteblatt [2] ausführlich über den Hintergrund für diesen Entschluss berichtet. Interessanterweise wurden hier die Schulgesundheitsfachkräfte als Angestellte der Schulen, also im Kultusbereich beschäftigt. Projektbeteiligte sind die Hessische Arbeitsgemeinschaft für Gesundheitsförderung e. V. (HAGE) und die AOK Hessen, diese sogar mit umfangreicher finanzieller Beteiligung. Diese Konstellation über ministerielle, institutionelle und sozialgesetzbuchbezogene Grenzen hinaus galt und gilt als bemerkenswert und wurde zunächst mit einer gewissen Skepsis beobachtet. Zudem ging es hier um präventive Maßnahmen, die perspektivisch möglicherweise eine nachhaltige strukturelle Verankerung erfahren.

Umso erfreulicher ist der Inhalt der Pressemitteilung des Hessischen Kultusministeriums am 27. 04. 2018 [3]. Das durchweg positive Feedback und das Zwischenfazit aller Beteiligten zwingen geradezu zu einer Verlängerung des Projekts um ein weiteres Jahr. Auf diese Weise eröffne sich "die Gelegenheit, eine umfassende Gesamtbeurteilung vorzunehmen". Mit Spannung wird also zu gegebener Zeit eine umfangreiche Evaluation zu erwarten sein.

Nach Hessen nun auch Schleswig-Holstein

Mit Schleswig-Holstein hat sich ein weiteres Bundesland dazu entschieden, die bisherigen vereinzelten Aktivitäten zur Implementierung von Schulgesundheitsfachkräften (SGF) zu bündeln und zu forcieren. Zunächst geschieht dies in der Stadt Flensburg; möglicherweise ist man dort besonders inspiriert vom dänischen Schulgesundheitsdienst in der Nachbarschaft bzw. zum Teil sogar in gemeinsam betreuten Schulen. Das Modellvorhaben der Gesundheitsdienste Flensburg wurde beim 68. Wissenschaftlichen Kongress des Bundesverbands der Ärzte im Öffentlichen Gesundheitsdienst e. V. Ende April vorgestellt [4]. Hauptkennzeichen sind zum einen die bedarfsbeschreibenden Daten aus dem Kinder- und Jugendgesundheitsdienst (KJGD), zum anderen aber auch die interdisziplinäre und partizipative Modellentwicklung unter Beteiligung von ÖGD, Schulleitern und Schulsozialarbeitern.

Das Ministerium für Soziales, Gesundheit, Jugend, Familie und Senioren des Landes Schleswig-Holstein hat das Vorhaben maßgeblich gefördert. Es ist anzunehmen, dass sich der Zuschnitt dieses Ministeriums förderlich auf den Unterstützungsantrag ausgewirkt hat. Trotz einiger klar benannter Stolpersteine zeichneten sich in den leitfadengestützen Interviews vorwiegend positive Erfahrungen ab. Der Einsatz der SGF habe "sowohl die Akutversorgung als auch die Präventions- und Bildungsarbeit […] nachhaltig verbessert". Die Anbindung der SGF an den ÖGD habe sich als äußerst sinnvoll erwiesen. Ein ganz wesentlicher Punkt ist damit erreicht worden. Die erhoffte Entlastung der Lehrerinnen und Lehrer hat sich eingestellt, sodass diese sich nun vermehrt ihren Kernaufgaben zuwenden können. Auch vor diesem Hintergrund bleibt eine Ausweitung auf andere Regionen des Bundeslands zu erhoffen.

Es ist also ganz viel Bewegung im Thema, und die verschiedenen Ansätze, Entwicklungen, Erfahrungen und Konsequenzen werden aufmerksam zu verfolgen sein. Insbesondere der Fachausschuss ÖGD der DGSPJ, der sich diesem Thema besonders verschrieben hat, wird dies tun und immer wieder über neue Entwicklungen berichten.


Literatur
1. Braksch G (2017) "Schulkrankenschwestern" machen Schule. Das Modellprojekt aus Potsdam geht in die Umsetzung und findet Nachahmer. Kinderärztliche Praxis 88: 332 – 333
2. Maulbecker-Armstrong C (2016): Einführung von Schulgesundheitsfachkräften. Modellprojekt der Länder Hessen und Brandenburg. Hessisches Ärzteblatt 4: 225 – 256
3. https://kultusministerium.hessen.de/presse/preessemitteilung/schulgesundheitsfachkraefte-gehen-in-die Verlaengerung. 27.04.2018
4. Kraus M, Nacke K (2018) Schulgesundheitsfachkräfte der Stadt Flensburg. Ein Modellvorhaben der Gesundheitsdienste Flensburg. Das Gesundheitswesen 80: 399


Korrespondenzadresse
Dr. Ulrike Horacek MPH
Leiterin des Fachausschusses ÖGD in der DGSPJ

Erschienen in: Kinderärztliche Praxis, 2018; 89 (4) Seite 281