Zwei Fachgesellschaften haben zu diesem Thema eine aktuelle Stellungnahme veröffentlicht. Was zeigt die derzeitige Datenlage, was wird empfohlen?

Es liegt eine aktuelle Stellungnahme der Gesellschaft für Neonatologie und pädiatrische Intensivmedizin (GNPI) und der AG Kinderintensivmedizin des Wissenschaftlichen Arbeitskreises Kinderanästhesie der Deutschen Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin (WAKKA) zum Temperaturmanagement nach Atem-Kreislauf-Stillstand und schwerem Schädel-Hirn-Trauma im Kindesalter jenseits der Neonatalperiode vor.

In der Vergangenheit wurden innerhalb der Pädiatrie insbesondere das neonatologische Kollektiv bezüglich der Optimierung von hypoxisch-ischämischen Behandlungsalgorithmen betrachtet. Die nun vorliegende Empfehlung zum Temperaturmanagement nach Atem-Kreislauf-Stillstand und schwerem Schädel-Hirn-Trauma im Kindesalter jenseits der Neonatalperiode ist daher fast schon überfällig.

Nach derzeitiger Datenlage zeigt die therapeutische Hypothermie bei Kindern jenseits der Neonatalperiode gegenüber der strikten Normothermie weder nach Atem-Kreislauf-Stillstand noch nach schwerem Schädel-Hirn-Trauma einen Vorteil in Bezug auf primäres Überleben und einer Verbesserung der neurologischen Entwicklung. Patienten nach Atem-Kreislauf-Stillstand sowie nach schwerem Schädel-Hirn-Trauma entwickeln häufig eine mit konventionellen Mitteln schwer beherrschbare Hyperthermie. "Fieber" muss jedoch konsequent verhindert werden. Die Fachgesellschaften empfehlen daher in der pädiatrischen Postreanimationsbehandlung jenseits der Neonatalperiode sowie bei Kindern mit schwerem Schädel-Hirn-Trauma (SHT) ein aktiv kontrolliertes Temperaturmanagement mit dem primären Ziel einer strikten Normothermie (36,0 °C bis 36,5 °C Körperkerntemperatur) für drei Tage bzw. bis zum Ende der kritischen Phase in Bezug auf die ICP-/CPP-Kontrolle beim SHT. Es wird empfohlen, zur Sicherstellung einer kontinuierlichen Normotherapie ggfs. ein externes Kühlgerät einzusetzen.Univ.-Prof. Dr. med.


Literatur
Brenner S et al. (2017) Empfehlung zum Temperaturmanagement nach Atem-Kreislauf-Stillstand und schwerem Schädel-Hirn-Traum im Kindesalter jenseits der Neonatalperiode. Montatsschr Kinderheilkd 165: 112 – 19


Autor
Univ.-Prof. Dr. med. Markus Knuf


Erschienen in: Kinderärztliche Praxis, 2018; 89 (5) Seite 308