Was ist eigentlich der ZQAK und welche Aufgaben hat er? Und welche Themen sind gerade aktuell? Einen Überblick gibt Professor Peter Borusiak, Leiter des ZQAK.

Die Deutsche Gesellschaft für Sozialpädiatrie und Jugendmedizin beschäftigt sich seit mehr als 2 Jahrzehnten intensiv mit dem Thema Qualität und Qualitätssicherung in der Sozialpädiatrie. Nach dem seit den späten 1960er-Jahren eine ganze Reihe SPZ entstanden waren, war es nur folgerichtig, dass im weiteren Verlauf Versuche unternommen wurden, zunächst Struktur- und Arbeitsqualität in diesen Institutionen zu definieren. Aus diesem Grund hat in intensiver Abstimmung über mehr als 4 Jahre der "Altöttinger Arbeitskreis" im Auftrag der Vollversammlung der Bundesarbeitsgemeinschaft Sozialpädiatrischer Zentren (BAG SPZ) in Klausurtagungen eine Vorlage zur Strukturqualität erstellt – das sogenannte "Altöttinger Papier". Diese wurde seitens der BAG SPZ am 08. 03. 2002 ohne Gegenstimme angenommen und vom Vorstand der DGSPJ am 21. 06. 2002 verabschiedet. Seit 2016 liegt das Altöttinger Papier nun in der überarbeiteten dritten Version vor.

Einer der wichtigsten inhaltlichen Punkte war die Definition der Mehrdimensionalen Bereichsdiagnostik Sozialpädiatrie (MBS) mit dem EKPSA-Schema, in dem die 5 relevanten Bereiche definiert wurden:

  • Entwicklung und Intelligenz,
  • Körperlich-neurologischer Befund,
  • Psychischer Befund und Verhalten,
  • Soziale Kontextfaktoren,
  • Abklärung der Ätiologie.

Diese wurde dann im weiteren Verlauf unter dem Aspekt der ICF um die Teilhabe-Faktoren ergänzt.

In der Folge ging aus der Altöttinger Arbeitsgruppe der Zentrale Qualitätsarbeitskreis unter Leitung von Herrn Dr. Christian Fricke hervor, der sich zunächst mit konkreten Themen der sozialpädiatrischen Arbeit auseinandergesetzt hat. Dies betraf einerseits Krankheitsbilder, andererseits auch Fragen der Arbeitsabläufe. Nach der Erstellung krankheitsbezogener Papiere wurde in den vergangenen 10 Jahren eine Erweiterung angestrebt. Ziel war einerseits die Überprüfung der Implementation der Qualitätspapiere, dann auch die Entwicklung von Indikatoren für die Behandlungsqualität und Entwicklung von Instrumenten zur Überprüfung des (patientenbezogenen) Zielerreichungsgrades. In mehreren Schritten wurden Maßnahmen zur Qualitätsmessung und -sicherung entwickelt und überprüft. Dies geschah zunächst für das Krankheitsbild ADHS. Dann wurden Qualitätsindikatoren für die Behandlung der Zerebralparese entwickelt. Eine ausführliche Darstellung findet sich auf der Homepage der DGSPJ (www.dgspj.de) unter Qualitätssicherung\Qualitätsmessung/Qualitätsindikatoren (Abb. 1).

Aktuell beschäftigen wir uns im Zentralen Qualitätsarbeitskreis schwerpunktmäßig mit folgenden Themen:

  • Migration (Leitung Frau Dr. Irene Pfeiffer, Berlin)
  • Strukturen (Leitung Herr Dr. Christoph Kretzschmar, Dresden)
  • ICF-CY (Leitung Frau PD Dr. Heike Philippi, Frankfurt)
  • Digitalisierung in der Sozialpädiatrie (Leitung Herr Dr. Jens Teichler, Konstanz/Herr Dr. Ludger Kämmerling, Coesfeld)
  • Hilfsmittel (Leitung Frau Dr. Mona Dreesmann, Potsdam/Frau Dr. Ilona Krois, Krefeld)
  • Interdisziplinarität im SPZ (Leitung Frau Dr. Antje Hoffmann, Berlin/Herr Dipl.-Psych. Stephan Floß, Düren)

Bei den einzelnen Arbeitsgruppen ergeben sich häufig Überlappungen bzw. Schnittpunkte. Im Rahmen des Zentralen Arbeitskreises treffen sich die jeweiligen Arbeitsgruppen meist zweimal im Jahr: typischerweise im Rahmen des Forums Sozialpädiatrie und der DGSPJ-Jahrestagung. Ein Treffen der jeweiligen Arbeitsgruppenleiter zum Zentralen Arbeitskreis findet ebenfalls zweimal im Jahr statt: einmal im Frühjahr mit einem eintägigen Treffen, einmal im Herbst mit einem längeren Treffen über 3 Tage unter Hinzuziehung des Vorstandes und ggf. weiterer externer Experten. Wir werden hier an dieser Stelle in lockerer Folge die Arbeitsinhalte der einzelnen Gruppen in den nächsten Ausgaben der Kinderärztlichen Praxis etwas detaillierter vorstellen.

Mitarbeiter aus allen Bereichen des SPZs bzw. der Sozialpädiatrie sind in den Arbeitsgruppen herzlich willkommen. Eine Kontaktaufnahme kann gerne über den Leiter des Zentralen Qualitätsarbeitskreises, z. B. per Mail (peter.borusiak@gesundheitnord.de), stattfinden.

Eine enge Abstimmung und Zusammenarbeit mit der Beauftragten für die Leitlinien (Frau Dr. Ute Mendes) findet statt, sodass die Qualitätsarbeit der alltagsrelevanten Themen im Bereich der Sozialpädiatrie abdeckt, wobei die Leitlinienarbeit im Rahmen der Arbeitsgemeinschaft der wissenschaftlichen und medizinischen Fachgesellschaften AWMF erfolgt.



Korrespondenzadresse
Prof. Dr. med. Peter Borusiak
Institutsleiter
Sozialpädiatrisches Institut-Kinderzentrum
Klinikum Bremen-Mitte
Friedrich-Karl-Straße 55 (Nebengebäude)
28205 Bremen
Tel: 04 21/4 97-22 77

Erschienen in: Kinderärztliche Praxis, 2020; 91 (3) Seite 208-210