Zumindest ein Schritt in die richtige Richtung: Im Koalitionsvertrag wird jetzt endlich der Werbung von gesundheitsschädlichen Lebensmittel für Kinder ein Riegel vorgeschoben. Es wäre aber viel mehr möglich.

Dr. med. Jens Kröger, Vorstandsvorsitzender von diabetesDE – Deutsche Diabetes-Hilfe, sieht den von der neuen Regierung geplanten Nationalen Präventionsplan mit zwiespältigen Gefühlen: „Positiv zu bewerten ist, dass es an Kinder gerichtete Werbung für Lebensmittel mit hohem Zucker-, Fett- und Salzgehalt bei Sendungen und Formaten für unter 14-Jährige nicht mehr geben soll (…).“

Kritisch beurteilt Kröger hingegen, dass der Koalitionsvertrag keine Zuckersteuer vorsieht. „Da hat die neue Regierung einen wichtigen Aspekt liegengelassen und zu sehr eine gelbe Färbung der Ampel zugelassen.“ Eine solche Steuer ist beispielsweise im April 2018 in Großbritannien eingeführt worden und hat dort nachweislich zu einem niedrigeren Zuckergehalt in Getränken geführt. Zugleich ist der Absatz von Wasserflaschen und zuckerarmen Getränken in Großbritannien um 40 % gestiegen. „Das hätten wir uns auch für Deutschland gewünscht, ganz klar“, so die letztlich doch ernüchternde Bilanz Krögers.

Kommentar:
Es ist zumindest ein Schritt in die richtige Richtung. So wird im Koalitionsvertrag jetzt endlich der Werbung von gesundheitsschädlichen Lebensmittel für Kinder ein Riegel vorgeschoben. Das hatte auch die Deutsche Gesellschaft für Sozialpädiatrie und Jugendmedizin (DGSPJ) immer wieder zu Recht eingefordert. Dabei bleibt aber unklar, ob sich das Verbot auch auf YouTube und Social Media bezieht. Also wieder nur ein halbherziger Schritt. Gar keinen Mut haben die neuen Koalitionäre für die Etablierung einer Zuckersteuer oder der Veränderung des Nutri-Score hin zu einer verbindlichen Nährwertkennzeichnung von Lebensmitteln aufgebracht. Zumindest sollen aber für die Gemeinschaftsverpflegung in Kita oder Schule verbindliche Standards etabliert werden. Das ist sicher mehr, als man bei der bisherigen Ernährungsministerin Julia Klöckner (CDU) zu träumen gewagt hatte. Doch es wäre so viel mehr möglich – nein, sogar bitter nötig – gewesen.


Autor
Raimund Schmid


Erschienen in: Kinderärztliche Praxis, 2022; 93 (1) Seite 10