Bis zum Eintritt der Pubertät haben Jugendliche mit Diabetes Typ 1 ihre Erkrankung meist gut im Griff. Doch dann erfolgt meist ein Einbruch.

Diabetes Typ 1 ist mit etwa 32.500 Betroffenen die häufigste Stoffwechselerkrankung bei Kindern und Jugendlichen hierzulande. Mit Beginn der Pubertät verschlechtert sich jedoch bei vielen jungen Patienten trotz Verwendung moderner Technologien wie Insulinpumpen und Glukosesensoren die Stoffwechsellage.

Bereits ab einem Alter von zehn Jahren setzen die körperlichen Veränderungen der Pubertät ein: „Plötzlich werden vermehrt und ungleichmäßig Sexualhormone ausgeschüttet. Sie senken die Insulinempfindlichkeit und verursachen Blutzuckerschwankungen. Außerdem setzt der Körper verstärkt Wachstumshormone frei, die zu hohen morgendlichen Blutzuckerwerten führen können, auch bekannt als Dawn-Phänomen“, erklärt die Diabetesberaterin Andrea Witt. Dadurch kann der Langzeitblutzuckerwert HbA1c deutlich über die empfohlene Spanne von 6,5 bis sieben Prozent (48 bis 53 mmol/mol) ansteigen. Das führt bei den jungen Betroffenen zu Frust – wozu sich bei der Therapie Mühe geben, wenn die Werte sowieso „Achterbahn fahren“?

Darüber hinaus möchten viele Jugendliche ihren Alltag flexibel gestalten, ohne jedes Mal die Insulindosis beim Sport oder Essen anzupassen. „Daher passiert es schon mal öfter, dass sie nicht an die nötige Insulingabe denken“, beobachtet Andrea Witt immer wieder. Hinzu kommt: Viele Jugendliche machen erste Erfahrungen in der Liebe, mit Alkohol oder Drogen, sie plagen sich mit Selbstzweifeln und Konflikten in Schule oder Elternhaus. Vorwürfe rund um die Diabesttherapie fördern in dieser Situation zusätzlich die Ausschüttung von Stresshormonen, was wiederum den Blutzuckerspiegel weiter in die Höhe treibt. In dieser Phase sind deshalb regelmäßige Betreuung und Beratung besonders wichtig, die aber in Corona-Zeiten zusätzlich erschwert wird.

Das trifft genauso auch für den nächsten bedeutenden Lebensabschnitt, die Transition, zu. Der Übergang vom Kinder Diabetologen in eine Schwerpunktpraxis für Erwachsene gestaltet sich in Corona-Zeiten besonders schwierig. Angefangen von der Suche nach einem passenden Arzt über einen zeitnahen Termin für ein Erstgespräch bis hin zur höheren Eigenverantwortung, die einem jungen Menschen plötzlich abverlangt wird. Die schreckt viele Adoleszente ab. Sie suchen deshalb mitunter jahrelang keinen Diabetologen mehr auf. Die verstärkt die Gefahr für Folgeerkrankungen und krankheitstypische Komplikationen.

Um solche gravierenden Auswirkungen der Erkrankung und unnötigen Stress in der Pubertät zu vermeiden, bietet die diabetesDE-Sorgentelefon-Expertin einmal monatlich jeweils donnerstags von 18 bis 20 Uhr für Jugendliche, Eltern und Betreuer telefonische Beratungen an.



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