Eine amerikanische Studiengruppe hat untersucht, ob die Therapie mit Azithromycin mit einer reduzierten „Post-RSV-Asthma-Rate“ einhergeht. In die Studie eingeschlossen wurden 200 Kinder, die wegen einer RSV-Bronchiolitis in einem Zentrum behandelt werden mussten.

Eine RSV-Bronchiolitis wird allgemeinhin als Risikofaktor für die Entwicklung eines kindlichen Asthmas angesehen. Belastbare, eindeutig Kausalität beweisende Untersuchungen fehlen jedoch. Unter der Annahme, dass Azithromycin das Inflammationsgeschehen während einer RSV-Bronchiolitis günstig beeinflusst, hat eine amerikanische Studiengruppe untersucht, ob die Therapie mit Azithromycin mit einer reduzierten „Post-RSV-Asthma-Rate“ einhergeht. Es wurden 200 1 bis 18 Monate alte Kinder, die wegen einer RSV-Bronchiolitis in einem Zentrum behandelt werden mussten, doppelblind und placebo­kontrolliert in eine Studie eingeschlossen. Die Verumgruppe erhielt Azithromycin (10 mg/kg KG) täglich für 7 Tage, gefolgt von dann 5 mg/kg KG für weitere 7 Tage oder Placebo.

Der primäre Studienendpunkt war das Auftreten von Giemen („Wheeze“), definiert als dritte Post-RSV-Episode in den folgenden 2 bis 4 Jahren. Die Forschergruppe fand heraus, dass die nasale Bestimmung von Interleukin-8 als Inflammationsparameter 14 Tage nach der Randomisierung in der Azithromycin im Vergleich zu Placebo niedriger ausfiel (p < 0,01). Ein Hinweis für die antiinflammatorische Potenz von Azithromycin. Dennoch reduzierte Azithromycin nicht das Auftreten von Post-RSV „Giemen“ (47 % in der Azithromycin-Gruppe, 36 % in der Placebo-Gruppe; adjustierte Hazard Ratio 1,45, 95-%-Konfidenzintervall 0,92 bis 2,29; p = 0,11). Azithromycin konnte auch nicht den Verlauf von Episoden mit Giemen in der behandelten Gruppe beeinflussen.

Die Autoren schließen aus ihrer Untersuchung, dass eine Azithromycin-Therapie zur Prävention einer späteren obstruktiven Lungenerkrankung nicht geeignet ist.

Kommentar:
Wie so oft funktioniert ein theoretisch plausibel erscheinender Ansatz in der klinischen Anwendung nicht. Eine antiinflammatorische Therapie mit Azithromycin hat keinen Einfluss auf das spätere Auftreten einer pulmonalen Lungenerkrankung nach RSV-Infektion. Es bleibt wohl so, dass die Prävention von RSV-Erkrankungen der wirksamste Ansatz sein dürfte, spätere obstruktive Lungenerkrankungen zu verhindern.

Literatur
Beigelmann A. et al. (2022) Azithromycin to prevent recurrent wheeze following severe Respiratory Syncytial Virus Bronchiolitis. NEJM Evid 1 (4) DOI:10.1056/EVIDoa2100069


Autor
Univ.-Prof. Dr. med. Markus Knuf


Erschienen in: Kinderärztliche Praxis, 2022; 93 (3) Seite 166