Die Autorin nennt fünf Bereiche, in denen wir als Einzelne, wir als Teil der Sozialpädiatrischen Zentren, als Teil von Kinderkliniken und anderen Institutionen Veränderungen hin zu einem besseren Klima einführen können - und sie nennt konkrete Beispiele dazu.

  • Serie SPZ goes Klimaschutz Teil 1
  • Serie SPZ goes Klimaschutz Teil 2
  • Serie SPZ goes Klimaschutz Teil 3

Treffen sich 2 Planeten. Sagt der eine zum anderen: "Hallo, du siehst ja ganz schön mitgenommen aus. Was ist los?" Antwortet der: "Ich habe Homo sapiens." Entgegnet der erste: "Keine Angst, das geht bald vorüber."

Witze wirken, weil sie auf überraschende Weise Tendenzen zum Ausdruck bringen. Hier ist es die Angst der Menschen, mal aus anderer Perspektive (der Erde selbst) betrachtet. Angst gehört zu unserem Leben. Wie Fritz Riemann schreibt, "ist sie gleichsam immer gegenwärtig und kann jeden Augenblick ins Bewusstsein treten, wenn sie innen oder außen durch ein Erlebnis konstelliert wird. Wir haben dann meist die Neigung, ihr auszuweichen, sie zu vermeiden, und wir haben mancherlei Techniken und Methoden entwickelt, sie zu verdrängen, sie zu betäuben und zu leugnen. Aber wie der Tod nicht aufhört zu existieren, wenn wir nicht an ihn denken, so auch nicht die Angst." [1].

Lea Dohm und Mareike Schulze appellieren in ihrem Buch "Klimagefühle" daran, die Gefühle, z. B. Angst, wahrzunehmen und sie als Motor für unser Handeln zu nutzen. Im Klappentext zu ihrem Buch heißt es: "Wir wissen um die Verantwortung, sehnen uns aber gleichzeitig nach einem entspannten Leben." [2]. Wir wollen also keine Verbote, keine Einschränkungen – nicht bei Corona, nicht durch den Ukraine-Krieg, nicht durch den Klimawandel. Daher sehen manche weg, wollen sich mit dem Thema gar nicht erst beschäftigen.

Bewusstsein wecken

Wir wollen zeigen, dass es ohne Verbote geht. Es geht darum, sich bewusster zu werden und neue Wege zu finden, die mindestens genauso gut sein können. Sich bewusster zu ernähren heißt ja z.B. nicht, weniger gut zu essen und zu trinken. Wenn jeder von uns einen Schritt zu einem besseren Klima geht, gehen wir zusammen schon viele Schritte.

Warum sollen wir uns kümmern? Es ist richtig, dass ein Einzelner nicht genug ausrichten kann, eine kleine Gruppe kann auch nicht genug ausrichten, selbst Deutschland wird allein nicht die Welt retten, aber: Wenn überall Leute kleine Schritte gehen, gibt es einen Schneeballeffekt durch die Vorbildfunktion. Wenn alle nur noch Wasser aus der Wasserleitung trinken, gibt es bald keine Plastik-Wasserflaschen mehr … Oder wenn viele Leute auf den ÖPNV ausweichen, brauchen wir keine Autobahnen auszubauen, gibt es weniger CO2-Ausstoß, werden auch in fernen Landen keine neuen Autos mehr gebaut … Uns ist die Überspitzung der Beispiele bewusst, aber sie dienen wie Witze der Anschauung.

Es ist auch richtig, dass die Politik die Rahmenbedingungen für eine bessere Klimapolitik setzen muss, jedoch: Politik richtet sich auch nach dem Volkswillen – und den bestimmen wir mit.

Es ist weiterhin richtig, dass große Unternehmen, Konzerne und dergleichen Verursacher für klimaschädliche Wirkungen sind, jedoch: Auch diese sind von unserem (Verbraucher-)Verhalten abhängig – wie wäre es z. B. mit dem Kauf nur erwiesenermaßen nachhaltiger Aktien?

Selbst für Veränderung sorgen

Es ist richtig, dass das Thema Klimawandel als Klima-"Krise" u. a. Angst und damit Fatalismus ("Es ist eh alles zu spät, da kann ich auch weiter durch die Welt fliegen.") auslösen kann. Jedoch frei nach Mahatma Ghandi: "Sei du selbst die Veränderung, die du dir wünschst für die Welt."

Und damit kommen wir zu all den kleinen (und großen) Möglichkeiten, die wir haben, um in unserem Alltag für eine Veränderung zu sorgen. Wir haben 5 Bereiche benannt, in denen wir als Einzelne, wir als Teil der Sozialpädiatrischen Zentren, als Teil von Kinderkliniken und anderen Institutionen Veränderungen einführen können. Diese sind: Energie und Wärme, Mobilität, Material, Biodiversität und Ernährung.

Diese Bereiche haben wir uns angeschaut und in diversen Quellen nach Möglichkeiten gesucht und zunächst die folgenden Möglichkeiten benannt (s. Kasten):

Selbst für Veränderung sorgen

Energie und Wärme

  • Lüftungs- und Heizkonzept (Raumtemperatur 19 – 20 Grad, Absenkung nachts und am Wochenende sowie im Urlaub, Stoßlüften, Türen zum Flur schließen)
  • Kühlschränke optimal nutzen (evtl. Anzahl verringern)
  • Spülmaschine im ECO-Modus, nur voll beladen anstellen
  • Lichtquellen mit LEDs
  • Bewegungsmelder statt Dauerbeleuchtung
  • Bei Lichtquellen nicht immer ganze Räume belichten, sondern nur Teile an- und ausschaltbar
  • Nur kaltes Wasser an Waschbecken benutzen (direkt so bauen)
  • Wasser durch spezielle Spardüsen-Aufsätze sparen
  • Steckerleisten nach Benutzung der Geräte ausschalten (kein Stand-By)
  • Energiesparmodus nutzen bei allen Geräten
  • Akkus statt Batterien
  • Telefone nicht dauerhaft in Auflade-Station belassen, am Wochenende und bei Urlaub ganz ausschalten

Mobilität

  • Mitfahrgelegenheiten für alle Mitarbeitende zugänglich ("Schwarzes Brett")
  • ÖPNV oder Fahrrad nutzen
  • Fahrrad-Sharing (sowohl an der Klinik als auch am Bahnhof)
  • Zusammenarbeit mit ÖPNV, Ausbau im ländlichen Bereich
  • Hausbesuche/mobile Arbeit mit ÖPNV, Fahrrad, zu Fuß
  • Reisen zu Kongressen und Seminaren mit ÖPNV und Zug
  • Auf der Webseite auf Erreichbarkeit mit ÖPNV/Fahrrad hinweisen
  • Unnötige Patientenwege durch telefonische Erreichbarkeit vermindern (Terminvereinbarung über Telefon oder online, Gespräche zum Beispiel über Videoportal)

Material

  • Recycling-Material (Papier, Toilettenpapier, Handtrockentücher)
  • Sparsamer Umgang mit Papier (Seiten verkleinern fürs Ausdrucken, Schmierpapier für Notizzettel, Tafel oder Whiteboard statt Flipchart, Bumboot)
  • Doppelseitiger Papierdruck als Standard einstellen, kein Farbausdruck
  • Upcycling von Verbrauchsmaterial/Verpackung
  • Digitalisierung (z. B. Terminmitteilung per Mail statt als Brief)
  • Umweltfreundliche Schreibgeräte (nachfüllbare Kugelschreiber und Füller mit Tintenfass, Stifte mit Papierhülsen)
  • Müllvermeidung/Mülltrennung arbeitsplatznah (Zusammenarbeit mit Putzfirmen)
  • Müllvermeidung nach den 5 R-Prinzipien: Refuse, Reduce, Reuse, Recycle, Rot
  • Reduzierung von Plastikhüllen, recycelte Plastikhüllen
  • Aufbereitete ressourcenschonende Tonerkartuschen
  • Flüssiges Tipp-Ex statt Tipp-Ex-Maus
  • Nachhaltige Suchmaschine (Ecosia) nutzen
  • Umweltverträgliche Putz- und Desinfektionsmittel

Biodiversität

  • Außengelände bienenfreundlich (Bienenhotel, Blumenwiese, Blumenkasten mit bienenfreundlichen Pflanzen)
  • Wasserstellen für Vögel
  • Nistkästen, Niststellen für Igel im Winter
  • Müllentsorgung Außengelände (Problem Zigarettenkippen, Kaugummi)

Ernährung

  • Fairtrade-Kaffee/Tee/Kakao
  • Weniger Fleisch bis vegane Ernährung in Kantine und bei Patientenversorgung
  • Veggie-Day
  • Regionale und Bio-Produkte verwenden
  • Mehrweggeschirr in Kantine und Kiosk
  • Mehrwegbecher bei Wasserspender

Fazit

Nicht wir allein, aber auch wir können zu einer Veränderung beitragen. Die jetzigen Kinder und Jugendlichen sind von unserem Handeln abhängig. Sie wollen auch noch ihre Zukunftsvorstellungen realisieren dürfen: Urlaub an einem unvermüllten Strand machen, Astronaut werden, Prinzessin. Sie wollen in die Sonne gehen dürfen, ohne Schutzanzüge am ganzen Körper tragen zu müssen. Sie wollen sich ausprobieren dürfen, ohne durch Allergien, Pandemien und dergleichen in ihrem Alltag behindert zu werden. Lassen Sie uns nicht dem Bystander-Effekt unterliegen: Je mehr Menschen eine Notlage sehen, desto weniger tun sie.

Fangen Sie an, machen Sie weiter, gewinnen Sie neue Freunde, neue Einsichten, neue Rezepte …


Literatur
1. Riemann F (1991) Grundformen der Angst: eine tiefenpsychologische Studie. E. Reinhardt, München, Basel
2. Dohm L, Schulze M (2022) Klimagefühle. Knaur Verlag


Weiterführende Links
http://https://www.zukunft-krankenhaus-einkauf.de (ZUKE: die Community für nachhaltigen Krankenhaus-Einkauf)


Korrespondenzadresse
Katja Kessler-Thomanek
Sozialpädiatrisches Zentrum, Psychologie
Klinik für Kinder und Jugendliche
Klinikum Leverkusen gGmbH
Am Gesundheitspark 11
51375 Leverkusen

Anmerkung: Dieser Textbeitrag ist aus einer Untergruppe der AG Klimaschutz entstanden, an der neben Katja Kessler-Thomanek auch Kerstin Meyer und Alexandra Jäger beteiligt waren.

Erschienen in: Kinderärztliche Praxis, 2023; 94 (4) Seite 282-284