Wie sinnvoll ist der Einsatz von Hydroxychloroquin bei Personen, die Kontakt zu COVID-19-Erkrankten hatten? Forscher legen Studiendaten vor.

Eine amerikanische Untersuchung hat den Effekt von Hydroxychloroquin auf die Entwicklung einer COVID-19-Erkrankung nach Exposition mit dem SARS-CoV-2-Virus untersucht. Die Forschergruppe legte eine randomisierte, doppelblind organisierte placebokontrollierte Studie vor, die in den Vereinigten Staaten und Kanada durchgeführt wurde.

Es wurden Erwachsene eingeschlossen, die im Haushalt oder bei anderer Gelegenheit mit an COVID-19 erkrankten Personen Kontakt hatten (weniger als 6 „Fuß“ Distanz und mehr als 10 Minuten Dauer). Sie trugen dabei weder einen Mund-Nasen-Schutz noch eine Brille. Innerhalb von 4 Tagen nach der Exposition erhielten die Studienteilnehmer entweder ein Placebo oder 800 mg Hydroxychloroquin (initial) gefolgt von 600 mg in den nächsten 6 bis 8 Stunden und 600 mg für weitere 4 Tage.

Der klinische Verlauf wurde festgemacht an einer Labor-bestätigten COVID-19-Erkrankung, die dem Bild von COVID-19 innerhalb von 14 Tagen nach der Exposition entsprach. Es wurden 821 asymptomatische Studienteilnehmer eingeschlossen. 87,6 % der Teilnehmer wiesen eine Hoch-Risiko-Exposition zu COVID-19-positiven Kontakten auf.

Die Inzidenz der COVID-19-Erkrankung bei den Studienteilnehmern unterschied sich nicht signifikant zwischen jenen, die Hydroxychloroquin (49 von 414; 11,8 %) und solchen die Placebo erhielten (58 von 401; 14,3 %). Das statistische Niveau lag dementsprechend bei p = 0,35. In der Gruppe der Hydroxychloroquin-Probanden wurden im Vergleich zur Placebo-Gruppe mehr Nebenwirkungen dokumentiert (40,1 % versus 6,8 %).

Die Autoren schließen aus ihrer Studie, dass bei Hoch-Risiko-Exposition zu COVID-19-Erkrankten eine Hydroxychloroquin-Therapie eine Infektion nicht sicher verhindert, unerwünschte Nebenwirkungen jedoch häufiger auftreten.

Kommentar:
Ein sinnvoller Ansatz, jedoch ein enttäuschendes Ergebnis: Hydroxychloroquin hat eine In-vitro-Aktivität gegen SARS-CoV und SARS-CoV-2 aufgewiesen. Einmal mehr zeigt sich, dass In-vivo-Untersuchungen von Erwartungen, die durch In-vitro-Untersuchungen geweckt worden sind, enttäuscht wurden.

Der Einsatz von Hydroxychloroquin bei exponierten Personen ist nach dieser Untersuchung nicht sinnvoll.

Literatur
Boulware DR et al. (2020) A randomized trial of hydroxychloroquine as postexposure prophylaxis for Covid-19. N Engl J Med 383: 517


Autor
Univ.-Prof. Dr. med. Markus Knuf


Erschienen in: Kinderärztliche Praxis, 2020; 91 (6) Seite 401