Die Anzahl früh geborener Kinder in Dänemark war während des Lockdowns niedriger als im gleichen Zeitraum in den vorherigen 5 Jahren. Aus dieser Erkenntnis könnten mögliche ableitbare Konsequenzen gezogen werden.

Die Rate der extrem frühgeborenen (< 28. Schwangerschaftswoche) Kinder ist in Dänemark in der Zeit des Lockdowns um etwa 90 % zurückgegangen. Dabei hatte sich die Gesamtzahl der Geburten nicht signifikant von der des entsprechenden Zeitraums der vorausgegangenen 5 Jahre unterschieden.

Diese Beobachtung machten Pädiater auf den Intensivstationen für Frühgeborene und untersuchen nun, ob die zur Eindämmung der Corona-Pandemie getroffenen Maßnahmen Einfluss auf Risikofaktoren für eine extreme Frühgeburt haben könnten. Dänische Wissenschaftler (Gitte Hedermann und Kollegen, Department for Congenital Disorders, Kopenhagen) wollten damit anhand landesweiter Register klären, ob hier tatsächlich ein belastbarer Zusammenhang besteht.

In der Zeit des Lockdowns wurden nicht signifikant weniger Kinder geboren als im entsprechenden Zeitraum der vorausgegangenen 5 Jahre: Es wurden 5.162 Einlingsgeburten gezählt (Mehrlingsgeburten wurden nicht berücksichtigt), 1.566 von ihnen kamen vor der 37. Woche zur Welt, 58 Kinder wurden im Studienzeitraum extrem früh geboren.

Die Frühgeborenenrate war damit signifikant niedriger als die des jeweils gleichen Zeitraums in den vorausgegangenen 5 Jahren. Während des Lockdowns lag die Rate der extremen Frühchen bei 0,19/1.000 Geburten gegenüber dem Durchschnittswert von 2,19/1.000 Geburten in den vergleichbaren Zeiträumen.

Für definitive Schlussfolgerungen daraus ist es laut Hedermann und Kollegen zwar noch zu früh, dennoch könnten jetzt bereits mögliche daraus ableitbare Konsequenzen für eine Verringerung von Frühgeburten gezogen werden. Die zur Bekämpfung der Pandemie getroffenen Maßnahmen wie Kontaktbeschränkungen, Infektionsschutz, verstärkte Hygienemaßnahmen, veränderte Arbeitsbedingungen und auch reduzierte Luftverschmutzung beeinflussen auch die Risikofaktoren, die zu einem frühzeitigen Ende der Schwangerschaft führen können. Präventive Maßnahmen in diese Richtung wären dann eine Chance, den Anteil der extrem Frühgeborenen und damit die Kindersterblichkeit in dieser Risikogruppe auch auf Dauer zu verringern.



Autor
Raimund Schmid


Erschienen in: Kinderärztliche Praxis, 2020; 91 (6) Seite 401