Die Ursache von einem nichtimmunologischen Hydrops fetalis lässt sich pränatal häufig nicht fassen. Der Einsatz der Exom-Sequenzierung nach der Geburt zur Klärung von Entwicklungsstörungen hat einen bedeutsamen Stellenwert erreicht, und es stellt sich die Frage, ob pränatal bei Verdacht auf einen nicht­immunologischen Hydrops fetalis die Exom-Sequenzierung nicht auch hilfreich sein kann.

Eine Gruppe aus San Francisco hat 127 Schwangerschaften mit Feten, die Zeichen eines nichtimmunologischen Hydrops f­etalis aufwiesen (fetaler Aszites, Pleura- und Perikarderguss, Haut­ödem, zystische Hygrome etc.), mittels Exom-Sequenzierung untersucht.
In 37 der 127 Fälle (29 %) ließen sich genetische Varianten, insbesondere solche, die mit einer Affektion des RAS-MAPK-Zell­signaltranstruktionsweges („Rasopathien“) einhergehen, feststellen. Die „Rasophathien“ machten 30 % der Ätiologien (zugrunde liegende Diagnosen) aus, gefolgt von angeborenen Erkrankungen des Stoffwechsels bzw. muskuloskelettalen Erkrankungen (je 11 %). Seltener konnten lymphatische, entwicklungsneurologische, kardiovaskuläre oder hämatologische Ursachen gefunden werden (je etwa 8 %). Der prognostische Erkenntnisgewinn reichte von leicht betroffenen Kindern bis hin zu Tod in der Perinatalperiode.

68 % (25 von 37) wiesen einen autosomal-dominanten genetischen Vererbungsmodus auf (88 % davon „de novo“), 27 % (10 von 37) dementsprechend autosomal-rezessiv. In einem Fall konnte der Vererbungsmodus nicht geklärt werden, bei einem weiteren Fall wurde ein X-chromosomal gebundener rezessiver Erbgang gefunden.

Die Autoren schließen aus ihrer umfänglichen Fallserie von 127 Feten mit unerwartetem, nichtimmunologischen Hydrops ­fetalis, dass der Einsatz der Exom-Sequenzierung bei ca. 30 % der Fälle eine Klärung herbeiführen konnte.

Kommentar:
Nicht nur aufgrund der gefundenen Daten, sondern auch wegen der „Verfügbarkeit der Methode“ wird der pränatale Einsatz einer Exom-Sequenzierung sicherlich zunehmen. Eine Klärungsquote von ca. 30 % mag niedrig erscheinen, ist jedoch angesichts der häufig verzweifelten Situation in der Betreuung von Patientinnen und Patienten mit einem nichtimmunologischen Hydrops fetalis hilfreich, um mindestens beratend den Familien zur Seite zu stehen.


Autor
Univ.-Prof. Dr. med. Markus Knuf


Erschienen in: Kinderärztliche Praxis, 2022; 93 (1) Seite 8