Ein erhöhter Zuckerkonsum im Erwachsenenalter hat kein erhöhtes Darmkrebsrisiko zur Folge. Bei Jugendlichen scheint stattdessen ein solcher Zusammenhang zu bestehen.

Darmkrebs ist in Deutschland bei Männern die dritthäufigste und bei Frauen die zweithäufigste Tumorerkrankung, weltweit wird in den kommenden Jahren mit mehr als 2,2 Millionen neuen Darmkrebserkrankungen (CRC) pro Jahr gerechnet. Eine beunruhigende Zunahme an Darmkrebserkrankungen zeigt sich vermehrt auch bei immer jüngeren Menschen. Da ein Zusammenhang mit den Ernährungsgewohnheiten als sicher gilt, wurde in der Studie untersucht, ob auch eine erhöhte Aufnahme von Zucker im Jugendalter ein Risiko für die Entwicklung von CRC-Vorstufen sein könnte.

Als Grundlage für diese Untersuchung dienten die Daten von mehr als 33.000 Teilnehmerinnen der Nurses’Health Study II, die Dr. Hee-Kyung Joh (Harvard T.H. Chan School of Public Health /Boston) mit seinem Forschungsteam auswertete. Die Teilnehmerinnen, die sich alle einer Darmspiegelung unterzogen hatten, machten Angaben zu ihren Ernährungsgewohnheiten in der Jugendzeit. Das Forschungsteam errechnete die gesamte Zuckeraufnahme (Glucose und Fructose) und den Konsum von zuckerhaltigen Getränken und konnte so zeigen, dass ein hoher Zuckerkonsum in der Jugend mit einem signifikant erhöhten Adenomrisiko einherging.

Bei 2.909 Studienteilnehmerinnen entwickelten sich konventionelle Adenome, bei 758 Hochrisikoadenome, und bei 2.355 Teilnehmerinnen serratierte Polypen. Es zeigte sich, dass eine um 5 Prozent vermehrte Kalorienaufnahme durch Fruktose mit einem um 17 Prozent erhöhten Risiko für Adenome insgesamt einherging und mit einem um 30 Prozent gesteigerten Risiko für Hochrisikoadenome. Das Risiko war für proximale Adenome um 12 Prozent, für distale um 24 Prozent und für rektale um 43 Prozent erhöht.

Ein erhöhter Zuckerverzehr im Erwachsenenalter dagegen ergab keinen Zusammenhang mit einem erhöhten CRC-Risiko. Das Forschungsteam vermutet, dass bei Jugendlichen eine physiologische Hyperinsulinämie, verringerte Insulinsensitivität und eine Zunahme des insulinähnlichen Wachstumsfaktors 1 besteht. Daher könnten Jugendliche anfälliger für die negativen Folgen eines hohen Zuckerkonsums sein.

Andererseits zeigte sich aber auch, dass ein ausreichender Obst- und Gemüseverzehr wohl eine ausgleichende Schutzwirkung hat, da Mikronährstoffe und potenzielle antitumorogene Wirkstoffe die schädlichen Nebenwirkungen von Zucker abmildern.


Katharina Maidhof-Schmid | Raimund Schmid