Jüngste Zahlen der Krankenkasse DAK lassen aufhorchen: 2021 gab es 11 % weniger Impfungen für Kinder und Jugendliche gegen andere Krankheiten als COVID als noch 2019 und damit vor dem Ausbruch der Corona-Pandemie.

In Zahlen ausgedrückt heißt das nach Hochrechnungen der DAK: Im Jahr 2021 sind rund 680.000 Kinder weniger geimpft worden als im Vergleichsjahr 2019. Die Auswertung bezieht sich auf Daten aus dem Zeitraum von 2019 bis 2021 von DAK-Versicherten im Alter bis 17 Jahren.

Andreas Storm, Vorstandschef der DAK-Gesundheit, drückt seine Besorgnis darüber so aus: „Wir beobachten schon länger einen Rückgang der Impfquoten bei Kindern und Jugendlichen. In der Corona-Pandemie hat sich dieser negative Trend verstärkt.“ Angesichts der Impfzahlen gebe es akuten Handlungsbedarf. Besonders stark ist der Rückgang bei der Vierfach-Impfung gegen Diphtherie, Keuchhusten, Tetanus und Kinderlähmung. Laut DAK bekamen 31 % weniger Kinder und Jugendliche im Jahr 2021 eine Erst-Impfung gegen diese Krankheiten als noch 2019. Bei den Gesamtimpfungen – also allen vorgesehenen (Auffrisch)-Impfungen gegen diese Krankheiten – betrug der Rückgang 23 %.

Auch bei der Impfung gegen das Papillomavirus (HPV) zeichnet sich eine besorgniserregende Entwicklung ab. Auch hier schmolz 2021 die Zahl der HPV-Gesamtimpfungen um 13 % im Vergleich zu 2019. Bei den Erstimpfungen betrug der Rückgang sogar mehr als ein Viertel.

Kommentar:
Viele hatten das genau so kommen sehen. Die Corona-Pandemie hat auch der bisher doch sehr beachtlichen Impfquote im Kindes- und Jugendalter einen kräftigen Dämpfer versetzt. Fast 700.000 Kinder sind 2021 weniger geimpft worden als vor der Pandemie. Für die Pädiater heißt das nun: Impfen, Impfen, Impfen … Ansonsten wird die heute ohnehin instabile Gesundheit vieler Kinder zusätzlich wieder vermehrt durch Krankheiten bedroht werden, die man bisher mit Immunisierungen verhindert hatte. Das wäre aber genau das, was die ohnehin überlaufenen Pädiaterpraxen jetzt am wenigsten gebrauchen könnten.


Autor
Raimund Schmid


Erschienen in: Kinderärztliche Praxis, 2023; 94 (1) Seite 16