SARS-CoV-2-Infektionen begünstigen die Entstehung von Thromboembolien (VTE). Nicht zuletzt aus diesem Grund werden hospitalisierte COVID-19-Patienten auch antikoaguliert. Es stellt sich die Frage, wie lang das VTE-Risiko über die Akutphase hinaus besteht. Hierzu hat eine schwedische Forschergruppe mehr als 1 Million „COVID-Patienten“ untersucht.

Die Analyse basiert auf Patientenregistern, die, wie in skandinavischen Ländern üblich, die schwedische Bevölkerung erfassen. Zwischen Februar 2020 und Mai 2021 wurden bei 1,1 Millionen Schweden ein positiver SARS-CoV-2-Test erhoben. Es wurden verschiedene Zeitintervalle bis zu 180 Tage nach der Infektion (Risiko­perioden) mit Kontrollperioden vor und nach diesem Zeitraum verglichen. Die wesentlichen Ergebnisse sind, dass in den Wochen 1 und 2 nach einer COVID-19-Erkrankung das Risiko für eine erste tiefe Venenthrombose (TVT) um das 5,6- bzw. 7,4-Fache und für eine Lungenembolie (LE) sogar um das 36,2- bzw. 46,4-Fache erhöht war. Blutungen traten in dieser Zeit 3,5- bzw. 2,8-mal so häufig auf. Am stärksten gefährdet waren für eine TVT, LE und eine Blutung in den ersten 30 Tagen einer COVID-19-Erkrankung jene Patienten mit Risikofaktoren. In den ersten 30 Tagen betrug das Risiko für eine TVT 0,04 %, für eine LE 0,17 % und für Blutungen 0,1 %.

Kommentar:
Die Daten sind mindestens dahingehend bemerkenswert, als dass Register in skandinavischen Ländern sinnvoll für epidemiologische Daten und hieraus resultierende Präventions- und Behandlungsstrategien genutzt werden können. Das länger bestehende Risiko für thromboembolische Komplikationen überrascht nicht.

Literatur
Katsoularis I et al. (2022) Risk of deep vein thrombosis, pulmonary embolism and bleeding after Covid-19: Nationwide self-controlled cases series and matched cohort study. BMJ 377: e069590


Autor
Univ.-Prof. Dr. med. Markus Knuf


Erschienen in: Kinderärztliche Praxis, 2022; 93 (3) Seite 160