Die COVID-19-Diagnostik wird im Wesentlichen als PCR mittels eines Rachen-Abstriches vorgenommen. Bei Säuglingen und Kleinkindern zeigt eine Untersuchung jedoch Vorteile der nasopharyngealen Abstrichtechnik.

Einhergehend mit der COVID-19-Pandemie ergibt sich die Notwendigkeit zur Testung und Ermittlung von infizierten Personen. Die dahinter stehende Konsequenz ist Kohortierung bzw. Behandlung. Die COVID-19-Diagnostik wird im Wesentlichen als PCR mittels eines Rachen-Abstriches vorgenommen. Eine italienische Arbeitsgruppe hat geprüft, ob nasopharyngeale Abstriche im Vergleich zu oropharyngealen Abstrichen bei Kindern mit einer signifikant höheren „Positivrate“ einhergehen.

Der Ansatz ist konsequent, weil im Nasopharynx Corona-Viren besonders häufig anzutreffen sind. Zunächst wurden in einem definierten Zeitraum Kinder und Jugendliche (0 – 18 Jahre) mit Verdacht auf eine COVID-19-Erkrankung mit einem der empfohlenen Abstrichverfahren (nasal, oropharyngeal, nasopharyngeal) untersucht („Screening“). Patienten mit einem SARS-CoV-2-Nachweis und dem klinischen Bild von COVID-19 sowie anschließender Hospitalisierungsnotwendigkeit wurden erneut simultan nasopharyngeal und oropharyngeal abgestrichen. Diese simultanen Abstriche wurden alle 1 – 3 Tage und bis zu siebenmal während des Krankenhausaufenthaltes wiederholt. Insgesamt 11 Patienten wurden in die Studie eingeschlossen. Das mittlere Alter war ­4,5 Monate (IQR 2 – 11). Die Symptome waren leicht bis moderat (Ernährungsprobleme, Fieber, Rhinitis und Husten).

Es wurden 52 Probenpaare (26 Nasopharyngeal-Abstriche und 26 oropharyngeale Abstriche) von Patienten gesammelt, die eine laborbestätigte SARS-CoV-2-Infektion aufwiesen.

Insgesamt 24 der 26 nasopharyngealen Abstriche waren positiv, wohingegen nur 20 der 26 oropharyngealen Abstriche positiv waren. Alle positiven oropharyngealen Abstriche waren auch nasopharyngeal positiv. In 4 Fällen ließ sich die Diagnose nur im Nasopharyngeal-Abstrich ermitteln. Die gefundenen Ergebnisse befanden sich an der Signifikanzgrenze (Fisher-exact-Test 0,046, 95-%-Konfidenzintervall, 0,014 – 0,855).

Die Viruslast war in den nasopharyngealen Abstrichen höher als in den oropharyngealen. Korrespondierend hierzu fielen die „Cycle threshold“-Werte (CT) bei oropharyngeal abgestrichenen Patienten höher aus als bei jenen mit nasopharyngealen Abstrichen.

Die Autoren schließen aus ihren Untersuchungen, dass die nasopharyngeale Abstrichtechnik einer oropharyngealen Probengewinnung bei Säuglingen und Kleinkindern überlegen ist. Sie empfehlen daher den bevorzugten Einsatz von nasopharyngealen Abstrichen.

Kommentar:
Neben der geeigneten Auswahl von zu testenden Personen gilt es, die präanalytische Qualität im Auge zu behalten. Vor diesem Hintergrund ist die Arbeit verdienstvoll. Es hängen immerhin doch drastische Konsequenzen wie Kita-Schließungen oder Kohortierungen an einem positiven oder negativen Ergebnis. Weil die Infektion gravierend in das gesellschaftliche Leben eingreift, aber auch medizinisch sehr bedeutsam ist, sollte eine möglichst gute Qualität der Abstrichtechnik vorausgesetzt werden.

Literatur
Palmas G et al. (2020) Nasal swabs as preferred clinical specimen for Covid-19 testing in children. Pediatr Infect Dis J 39 (9): e267 – e270


Autor
Univ.-Prof. Dr. med. Markus Knuf


Erschienen in: Kinderärztliche Praxis, 2020; 91 (6) Seite 398