Eine Beobachtungsstudie aus China lässt vermuten, dass zwischen der steigenden Anzahl von kurzschichtigen Grundschülern und den Corona-Maßnahmen wie Schulschließungen ein Zusammenhang besteht.

Die Forschungsgruppe um Dr. Yin Hu hat sich mit der Frage beschäftigt, ob sich die Corona-Pandemie und die damit verbundenen Einschränkungen und Schulschließungen auf die Sehfähigkeit der Kinder auswirkt. Die Kinder konnten nicht zur Schule gehen und hatten häufig Distanz-Unterricht und Homeschooling verbunden mit viel Bildschirmarbeit. Auch in der Freizeit waren die Kinder sehr eingeschränkt und hatten weniger Gelegenheit, sich zum Spielen im Freien aufzuhalten. Stark zugenommen hat dagegen die Zeit, die mit Smartphones, Tablets, Laptops und Fernseher verbracht wurde.

Die Auswertungen eine Studie der Sun Yat-Sen University in Guangzhou deuten nun darauf hin, dass die steigende Myopie-Rate unter Grundschülern damit in einem Zusammenhang steht.

Für die Studie wurden die Schüler aus zwölf chinesischen Grundschulen in zwei Gruppen eingeteilt. Insgesamt umfasste die Untersuchung 2.114 Schüler der zweiten Klassen, davon gehörte rund die Hälfte der Expositionsgruppe an. Sie wurden Ende 2019 und Ende 2020 augenärztlich untersucht. Die nicht exponierte Gruppe umfasste mehr als 1.000 weitere Zweitklässler, die ebenfalls Ende 2018 und Ende 2019 untersucht wurden. Bei der augenärztlichen Untersuchung wurden die Refraktionswerte und die axiale Verlängerung des Augapfels bestimmt.

Es zeigte sich, dass bei der Expositionsgruppe im Schnitt eine mit 0,36dpt signifikant Verschlechterung der Sehkraft und eine um 0,08 mm Vergrößerung der axialen Augenapfellänge auftrat. Die Myopie-Inzidenz lag bei der Expositionsgruppe mit 21 Prozent deutlich höher als in der Kontrollgruppe mit 13 Prozent. Nach Ansicht der Mediziner ist dies ein klarer Hinweis auf eine steigende Prävalenz der Myopie bei Grundschülern infolge der Corona-Pandemie.
Weitere Studien müssen aber noch folgen, um die Veränderungen des Sehvermögens nach der COVID-19-Pandemie bei Kindern über einen längeren Zeitraum beurteilen zu können.


Literatur

Katharina Maidhof-Schmid