Menschen mit einer Autismus-Spektrum-Störung haben häufig große Schwierigkeiten, Augenkontakt mit anderen Personen zu halten. Können Auffälligkeiten beim Blickkontakt erste Hinweise bei Kleinkindern geben, ob eine Autismus-Spektrum-Störung vorliegt?

Direkter Augenkontakt ist wichtig für das menschliche Zusammenleben und für soziale Interaktionen im Alltag. Die Vermeidung eines direkten Blickkontakts gilt als charakteristisch für Autismus Spektrum- Störungen (ASD). Ein US-Amerikanisches Forschungsteam an Marcus Autism-Center in Atlanta im Bundesstaat Georgia hat nun untersucht, ob durch entsprechende Tests eine frühe Diagnose gestellt oder bestätigt werden kann. In die Studie wurden 499 Kleinkinder mit einem durchschnittlichen Alter von 24 Monaten (16 bis 30 Monaten) aufgenommen. Zur Abklärung eines Verdachts auf eine Autismus-Spektrum-Störung wurden die Kinder in sechs speziellen Autismus-Zentren mit der Methode des Eye-Tracking untersucht. Dabei wurden die Blick-Präferenzen der Kinder für soziale und nicht soziale Stimuli getestet. Bei 475 Kindern konnte die Untersuchungen erfolgreich durchgeführt werden. Die Tests erkannten Autismus mit einer Sensitivität von 71 %, die Spezifität betrug 80,7 %. In der Subgruppe der 335 Kinder mit bereits gesicherter Diagnose lag die Test-Sensitivität bei 78 % und die Spezifität bei 85,4 %.

Die Ergebnisse der durchgeführten Tests wurden als vielversprechend bewertet, da sie mit der klinisch bewerteten Ausprägung von sozialer Behinderung bei verbaler und nicht verbaler Kommunikation korrelierten. Bei der Nutzung weiterer Informationsquellen wie Elternbeobachtung und klinische Beobachtung könnte damit eine Autismus-Diagnose künftig genauer, schneller und sicherer gestellt werden.

Katharina Maidhof-Schmid


Quelle: Eye-Tracking–Based Measurement of Social Visual Engagement Compared With Expert Clinical Diagnosis of Autism; JAMA. 2023;330(9):854-865. doi:10.1001/jama.2023.13295