Aus einer amerikanischen Studie geht hervor, dass Kinder mit einer schweren atopischen Dermatitis (AD) ein bis zu dreimal höheres Risiko für eine Lernstörung haben. An der University of Pennsylvania in Philadelphia wurde in einer Querschnittsstudie untersucht, wie der Schweregrad der Neurodermitis die Lernprobleme im Einzelnen beeinflusst.

Dr. Joy Wan und ihr Team am Children's Hospital of Philadelphia analysierten die Daten von 2.074 Kindern, die zwischen 2004 und 2019 im Pediatric Eczema Elective Registry (PEER) erfasst waren [1]. Die Studienteilnehmer mit AD waren zwischen 2 und 17 Jahre alt und wurden über 10 Jahre beobachtet. Die Bewertung der Ekzemschwere in den vorausgegangenen 6 Monaten beruhte auf der Einschätzung der Patienten selbst bzw. deren Eltern. 0,6 % der Kinder litten an einer sehr schweren Form der AD, 4,2 % an einer schweren, 17,9 % an einer moderaten, 24,4 % an einer leichten, und 52,2 % waren beschwerdefrei oder fast beschwerdefrei. 23 % der Studienteilnehmer hatten zusätzlich psychiatrische Probleme wie ADHS, Angststörungen, Depressionen oder Verhaltensstörungen.

Bei 8,2 % der Kinder mit AD waren Lernstörungen festgestellt worden. Dabei zeigte sich, dass Kindern mit leichter, moderater oder schwerer AD signifikant häufiger vom Arzt eine Lernstörung bescheinigt wurde als Kindern ohne diese Hautprobleme. In der Studie ergab sich ein deutlicher Zusammenhang mit der Schwere der Erkrankung. Kinder mit leichter atopischer Dermatitis hatten ein 1,7-faches, mit moderater AD ein 2,1-faches und mit schwerer bis sehr schwerer AD ein 3,1-faches Risiko für eine Lernstörung gegenüber Kindern mit unbeeinträchtigter oder nahezu unbeeinträchtigter Haut.

Eine mögliche Erklärung für die Assoziation zwischen AD und Lernstörungen könnte sein, dass neuroinflammatorische ­Signale im ZNS auch an üblichen Gedächtnis- und Lernprozessen beteiligt sind, und so eine Verbindung zwischen AD und Lernstörung besteht.

Dr. Wan und ihre Kollegen empfehlen daher, Kinder mit schweren Formen einer AD auf Lernstörungen zu screenen, um frühzeitig mit entsprechender Unterstützung und Förderung beginnen zu können.


Literatur


Autoren
Raimund Schmid, Katharina Maidhof-Schmid

Erschienen in: Kinderärztliche Praxis, 2021; 92 (5) Seite 140