Lässt sich die bei Erwachsenen etablierte Adipositas-Therapie auch bei übergewichtigen Jugendlichen erfolgreich anwenden? Eine Forschergruppe ist dieser Frage nachgegangen - mit ernüchternden Ergebnissen.

In der Erwachsenenmedizin hat sich die 1 × wöchentliche Gabe von 2,4 mg Semaglutid s. c. (Glukagon-ähnlicher Peptid-1-Rezeptorantagonist) bei der Behandlung der Adipositas in die Therapiemöglichkeiten eingefügt. So ist Semaglutid (Ozempic®) als Fertigpen seit Februar 2018 für Erwachsene mit Typ-2-Diabetes-mellitus zugelassen, bei denen eine Ernährungsumstellung und Bewegung einen erhöhten Blutzuckerspiegel nicht ausreichend senken. Lässt sich hieraus ein Nutzen bei übergewichtigen Jugendlichen ableiten?

In einer doppelblinden, randomisierten, placebokontrollierten Studie wurden 12- bis < 18-jährige Jugendliche mit einem Body-Mass-Index (BMI) 95. Perzentile und höher oder mit einem Übergewicht (BMI) oberhalb der 85. Perzentile und einem weiteren, dem Übergewicht zuzuschreibenden medizinischen Problem in die Studie aufgenommen. Es erfolgte eine 2 :1 Randomisierung und für 68 Wochen die 1 × wöchentliche s. c. Applikation von 2,4 mg Semaglutid oder Placebo. Zusätzlich fand eine „Lifestyle“-Intervention statt. Der primäre Endpunkt war nach 68 Wochen die Reduktion des BMI im Vergleich zur „Baseline“. Der sekundäre Endpunkt war ein Gewichtsverlust von mindestens 5 % nach 68 Wochen.

Es wurden 201 Teilnehmer in die Studie eingeschlossen. 180 komplettierten die Untersuchung. Die mittlere Abnahme des BMI von der Baseline hin zur Woche 68 betrug mit Semaglutid −16,1 % und 0,6 % mit Placebo. Nach 68 Wochen boten 95 von 131 Teilnehmern (73 %) in der Semaglutid-Gruppe einen Gewichtsverlust von 5 % und mehr, verglichen mit 11 von 62 Teilnehmern (18 %) in der Placebo-Gruppe.

Wesentliche Nebenwirkungen in der Semaglutid-Gruppe waren gastrointestinaler Art. Fünf Teilnehmerinnen (4 %) litten unter einer Cholelithiasis. Schwerwiegende Ereignisse wurden bei 15 von 133 Studienteilnehmerinnen (11 %) in der Semaglutid-Gruppe und bei 6 in der Placebo-Gruppe (9,5 %) ermittelt.

Die Autoren aus den USA schließen aus ihrer Untersuchung, dass eine wöchentliche Gabe von 2,4 mg Semaglutid zusammen mit einem ausführlichen Beratungsprogramm zu einer höheren Reduktion des BMI führt als eine reine Lifestyle-Intervention.

Kommentar:
Die Ergebnisse sind einigermaßen ernüchternd. Der Aufwand ist doch ganz erheblich und die Effekte sind relativ gering. Daneben treten relevante unerwünschte Wirkungen auf. Eine medikamentöse Behandlung zusammen mit einer Interventionsstrategie scheinen das Problem des Übergewichtes bei Jugendlichen nicht ausreichend zu adressieren.

Literatur
Weghuber D et al. (2022) Once-Weekly Semaglutide in Adolescents with Obesity. N Engl J Med 387: 24


Autor
Univ.-Prof. Dr. med. Markus Knuf


Erschienen in: Kinderärztliche Praxis, 2023; 94 (4) Seite 238