Typische Frühwarnsignale wie Müdigkeit, Durst, Harndrang und Gewichtsverlust eines Diabetes Typ 1 werden oft nicht rechtzeitig erkannt. Erst bei schweren Stoffwechselentgleisungen (Ketoazidosen) wird dann die richtige Diagnose gestellt.

Während des pandemiebedingten Lockdowns im Frühjahr 2020 hat sich hierzulande die Zahl der Kinder mit einer diabetischen Ketoazidose (DKA) sprunghaft verdoppelt. Um dieser Entwicklung entgegenzuwirken, startete die Arbeitsgemeinschaft für Pädiatrische Diabetologie (AGPD) der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG) gemeinsam mit dem Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) eine Aufklärungskampagne zur Diabetes-Früherkennung.

Im Rahmen einer Pressekonferenz wurde von Privatdozent Dr. med. Thomas Kapellen, unter anderem Sprecher der AGPD, die DKA-Aufklärungskampagne vorgestellt. Die Mutter eines betroffenen Jugendlichen berichtete dabei auch aus eigener Erfahrung, wie sie den Beginn der Diabetes-Erkrankung bei ihrem Sohn erlebt hat.

Unentdeckt kann ein Diabetes Typ 1 vor allem bei Vorschulkindern zu einer diabetischen Ketoazidose (DKA) führen. Diese Stoffwechselentgleisung zeigt sich auch durch Übelkeit oder Erbrechen, beschleunigte Atmung und einen säuerlichen Azetongeruch des Atems. Sie kann mitunter tödlich verlaufen. Laut dem Kinderdiabetologen Dr. med. Thomas Kapellen verlängert sich mit einer DKA der zur Erstbehandlung eines Diabetes Typ 1 notwendige Klinikaufenthalt häufig.

Oft müssten Betroffene sogar zunächst auf die Intensivstation. Außerdem weisen Daten darauf hin, dass eine DKA bei Erkrankungsbeginn auf lange Sicht eine schlechtere Stoffwechsellage zur Folge hat. Kapellen kritisiert, dass die diabetische Ketoazidose mit derzeit 26,4 % bei neu Erkrankten seit Jahren konstant und damit viel zu hoch sei.

Laut aktuellen Daten sei die Zahl der DKA bei Kindern während des ersten Lockdowns stark angestiegen und hat sich mit 238 Fällen gegenüber den Vergleichszeiträumen der Vorjahre nahezu verdoppelt.

Um das Risiko für eine Ketoazidose im Kindesalter zu senken, startete die AGPD Anfang des Jahres zusammen mit dem BVKJ eine Aufklärungskampagne zur Früherkennung eines Typ-1-Diabetes: Kinder- und Jugendärztinnen und -ärzte informieren Eltern bei jeder U6- und U7a-Vorsorgeuntersuchung über die 4 Hauptwarnzeichen der Stoffwechselerkrankung. Die aktuelle Kampagne ist für mindestens 3 Jahre geplant.


Raimund Schmid / Katharina Maidhof-Schmid