Sozialverbände und Politiker haben eine grundlegende Reform zugunsten von Kindern und Jugendlichen mit geistiger oder körperlicher Behinderung gefordert.

Die 260.000 betroffenen Minderjährigen sollten für staatliche Unterstützung nicht länger von Bewilligungen des Sozialamts abhängig sein, forderte ein Bündnis von Organisationen und Verbänden in Berlin. Stattdessen sollte die Kinder- und Jugendhilfe aufgewertet und deutlich mehr Zuständigkeiten erhalten, forderte die Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft für Kinder- und Jugendhilfe, Karin Böllert.

Dies gilt bisher schon für rund 100.000 Minderjährige mit seelischer Behinderung, also dauerhaften psychischen Beeinträchtigungen. Die niedersächsische Sozialministerin Carola Reimann (SPD) brachte eine weitere zentrale Forderung auf den Punkt: „Kinder und Jugendliche sollten unabhängig von ihrer Beeinträchtigung Unterstützung aus einer Hand erhalten.“ Nötig sei hierfür eine „sehr große Reform.“

Diese sei auch nötig, um der weit verbreiteten Willkür begegnen zu können. Entschieden werde häufig nur anhand eines einzelnen Werts, ob Sozial- oder Jugendhilfe zuständig ist, nämlich anhand des Intelligenzquotienten. Das sei oft willkürlich. Hinzu komme, dass Sozialämter Assistenzleistungen oder unterstützende Maßnahmen für die Schulbildung oft erst nach strengen Vorgaben gewährten. Bei den Jugendämtern seien hingegen oft Sozialpädagogen zuständig, die auch das Umfeld der Betroffenen umfassend sondierten, um passende Hilfen auszumachen.

Auch Landesminister aus verschiedenen Bundesländern fordern daher von der Bundesregierung dringend eine entsprechende Reform des Kinder- und Jugendhilferechts. Unterstützt wird der Aufruf für eine entsprechende Reform zudem unter anderem von den Ländern Thüringen, Mecklenburg-Vorpommern und Bremen sowie von Diakonie, Caritas, der AWO und dem Sozialverband VdK.


Quelle: Springer Medizin | ras