In der Neugeborenen-Intensivmedizin hat sich vieles getan. Neben dem reinen Überleben eines Frühchens rückt heute verstärkt die Lebensqualität in den Fokus.

Davon ist Barbara Mitschdörfer, die Vorsitzende des Bundesverbandes „Das frühgeborene Kind“ e.V., überzeugt. Dieser Wandel müsse aber auch vom gesamten medizinischen Fachpersonal mitgetragen und gelebt werden. Als Initiator der Bundeskampagne „Kleine Helden – große Helfer“, die sich den Bedürfnissen und einer optimalen Versorgung von Frühgeborenen annimmt, hat der Bundesverband in Kooperation mit den Kampagnenpartnern im Herbst 2017 das Thema „Qualifiziertes Team“ in den Vordergrund gestellt. „Zahlreiche Einrichtungen sind in diesem Bereich aktiv und haben interessante und vor allem höchst wertvolle Konzepte im Rahmen der Qualitätssicherung darzulegen“, so Mitschdörfer weiter.

Unter www.kleine-helden.org präsentiert sich so beispielsweise auch das Klinikum Aschaffenburg und stellt sein Konzept hinsichtlich der Teamentwicklung vor, das auf speziellen Schulungen und Supervisionen basiert.

„Die Teambildung in der Pflege ist in der Neonatologie aufgrund der sehr hohen Patientenidentifikation ein sehr sensibler Prozess. Es muss detaillierte Einigkeit über die Pflegemodi bestehen, neue Mitarbeiter benötigen eine überdurchschnittlich lange Einarbeitungszeit. Zudem sind wir im Bereich der Pflege auf ein hohes Maß an Teamkompetenz angewiesen, auch um letztlich nicht in eine Rechtfertigungsposition zu kommen“, betont Dr. Christian Wieg, Chefarzt für Neonatologie und Pädiatrische Intensivmedizin am Klinikum Aschaffenburg, die Bedeutung der Schulungsmaßnahmen.

Teambildung mit einem hohen Anteil von neuen Mitarbeitern sei daher extrem schwierig. Besonders die Elternarbeit ist in dieser extremen Ausnahmesituation abhängig von einem Team aus Ärzten und Pflegenden, die den Eltern empathisch und gleichzeitig professionell in deren Ausnahmesituation begegnen können. „Ein ausgeglichenes Team ist ein wichtiges Element in einer familienorientierten Pflege“, so Wieg.

Speziell zugeschnittene Workshops und Trainingseinheiten bieten in diesem Zusammenhang auch Annette Kalbér und Thomas Kühn in ihrer Funktion als Neotrainer. „Der Stress auf neonatologischen Stationen ist vielfältig, auch für das Personal. Unterschiedliche Ansätze in der Pflege und über die Art der Therapie strapazieren die Nerven aller Beteiligten. Hinzu kommen zwischenmenschliche Spannungen und oft auch Personalmangel.

Gerade die ganz unreif geborenen Kinder und die zu früh gewordenen Eltern, bringen uns immer wieder in Konfliktsituationen, die manchmal schwer auszuhalten sind“, so Thomas Kühn. Die inhaltlichen Schwerpunkte der Fortbildungen liegen dabei auf der optimalen Betreuung von Frühgeborenen, die nur durch bewussten Dialog der neonatologischen Teams im Zusammenspiel mit den Eltern und ihrem Kind gelingen kann.

Barbara Mitschdörfer möchte so auch andere Kliniken ermutigen, ihr entsprechendes Konzept im Rahmen einer optimalen Versorgung von Frühgeborenen zu präsentieren. „Wir haben mit der Homepage www.kleine-helden.org dafür eine Plattform geschaffen, die zeigen soll, was möglich ist.“


Quelle: Bundesverband „Das frühgeborene Kind“ / ras