Trägerübergreifende Informationen zur Kinder- und Jugendreha: Die neuen Informationsmaterialien der Bundesarbeitsgemeinshaft für Rehabilitation zeigen bestehende Möglichkeiten auf. Einfach bestellen oder herunterladen.

Erstmals ist von der Bundesarbeitsgemeinschaft für Rehabilitation (BAR) ein Wegweiser für die medizinische Rehabilitation von Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen erstellt worden in Form einer Broschüre für Fachkräfte und eines Info-Flyers für Eltern und Angehörige. Durch das sog. Flexirentengesetz und die damit einhergehenden Änderungen im SGB VI für die gesetzliche Rentenversicherung sind diese Leistungen derzeit in aller Munde. Die neuen Informationsmaterialien zeigen die bestehenden Möglichkeiten auf.

Im Rahmen eines Projekts der BAR sind damit zeitgemäße Materialien erstellt worden, die den Informationsbedarfen und Nutzungsgewohnheiten der Adressatengruppen entsprechen, welche von der BAR bisher eher weniger unmittelbar angesprochen wurden (nicht ärztliche Fachkräfte, Eltern/Angehörige). Neben der Drucklegung (von „Fachkräfte-Broschüre“ und „Eltern-­Flyer“) werden die Materialien (zusätzlich Online-FAQ-Katalog für Eltern und Angehörige sowie ergänzende Ausführungen für Fachkräfte als Webcontent) auf der Homepage der BAR unter der neuen Rubrik „Kinderreha“ veröffentlicht. Diese Seite kann mittels QR-Code und Kurzlink angesteuert werden. Die Stärken der verschiedenen Materialien können so gut gebündelt und genutzt werden.

Die Netzwerke der an der Erarbeitung beteiligten Akteurskreise (u. a. das Bündnis Kinder- und Jugendreha) werden überdies auch für die Bekanntmachung und Verbreitung der Materialien genutzt. Ergänzend sind Kooperationsveranstaltungen entweder mit Projektgruppenmitgliedern, ferner mit angrenzenden Gesundheitsbereichen (als weitere potenzielle „Multiplikatoren“) oder mit Forschungseinrichtungen, die sich auf dem Gebiet „Zugang zur Rehabilitation für Kinder und Jugendliche“ betätigen, denkbar. Das Thema „Kinderrehabilitation“ und die damit verbundenen auch jungen Zielgruppen (behinderte oder chronisch kranke Jugendliche und junge Erwachsene) bieten sich zudem an, um zukünftig neue Medienformate zu erproben.

Anhaltend hoher Bedarf an Kinderreha

Anlass für das Projekt war der anhaltend hohe Bedarf an Rehabilitation für Kinder und Jugendliche mit chronischen Erkrankungen und Behinderungen. Zeitgemäße Informationen waren für die Zielgruppe der Eltern und Angehörigen und für die Fachkräfte in der Kinderrehabilitation zu erarbeiten. Einbezogen wurden dabei vor allem die Kinder- und Jugendärzte, aber auch Erzieher und Lehrkräfte im Setting Schule, um deren Bedeutung gerade im Hinblick auf die Erkennung von Reha- und Teilhabebedarfen Rechnung zu tragen. Entsprechend sind ergänzend zur Projektgruppenarbeit unter Einbezug auch von Experten aus der Praxis sowie aus Verbänden und Vereinen Entwurfsfassungen der „Fachkräfte-Broschüre“ und des „Eltern-Flyer“ mit Angehörigen der Zielgruppen besprochen und erörtert worden. Ergänzend wurden sie im Wege von Pretests (im Arbeitssetting „Kinderarztpraxis“ einerseits und „öffentlicher Gesundheitsdienst“ andererseits) auf Verständlichkeit, Klarheit der Botschaft, Abdeckung der Informationsbedarfe und Akzeptanz der inhaltlichen und gestalterischen Präsentation geprüft.

Bei den chronischen Erkrankungen, die einem Rehabilitationsbedarf bei Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen zugrundeliegen, dominieren inzwischen Verhaltensstörungen oder psychische Auffälligkeiten. Hierzu zählen auch verschiedenste Störungen des Essverhaltens (insbesondere Adipositas). Zudem sind zunehmend Entwicklungsstörungen bei Kindern zu verzeichnen. Begleit- und Folgeerkrankungen können bereits im späteren Jugendalter sowie im Erwachsenenalter auftreten. So gehen Übergewicht und Adipositas mit einem erhöhten Risiko für Herz-Kreislauf- und Stoffwechselerkrankungen – insbesondere mit dem Typ 2-Diabetes – einher. Um Benachteiligungen zu vermeiden oder ihnen entgegenzuwirken, ist Rehabilitation mit ihren medizinischen, schulischen, berufsfördernden oder sozialen Leistungen daher vielfach eine wichtige Hilfestellung. Forschungsergebnisse zeigen, dass Kinder und Jugendliche sowie junge Erwachsene mit chronischen Erkrankungen und/oder Behinderungen von Leistungen der Rehabilitation und Teilhabe entsprechend profitieren.

Hierbei ist gerade eine stationäre medizinische Rehabilitation ein wichtiger Baustein in der langfristigen Behandlung der Betroffenen. Der mehrwöchige Aufenthalt in einer spezialisierten Reha-Klinik kann für sie neue Impulse setzen. Er kann Perspektiven eröffnen, wenn ambulante Behandlungen nicht ausreichen, nicht durchführbar sind oder absehbar nicht den gewünschten Erfolg bringen.

Die neuen Informationsmaterialien können in Druckform bestellt oder heruntergeladen werden unter www.bar-frankfurt.de/rehabilitation-und-teilhabe/reha-kinder-und-jugendliche/

Kinder- und Jugendärzte werden damit gebeten und aufgefordert, im Rahmen ihrer Beratungs- und Behandlungstätigkeit die Option „Rehabilitation“ zu prüfen. Diese kann vielfach ein guter Weg sein, um das Kind oder den jungen Menschen in seiner Entwicklung zu unterstützen, wenn diese durch Krankheit oder Behinderung beeinträchtigt sind. Auf die Weise können Ärzte zu aktiven „Wegbereitern“ werden.



Korrespondenzadresse
Dr. Thomas Stähler/Dr. Maren Bredehorst
Bundesarbeitsgemeinschaft für Rehabilitation e. V.
Solmsstraße 18
60486 Frankfurt a.M.

Erschienen in: Kinderärztliche Praxis, 2017; 88 (3) Seite 154