Eine australische Arbeitsgruppe legt eine über 10 Jahre laufende Übersicht vor, die Komplikationen von Influenza-Infektionen bei Kindern erfasst hat. Über alles betrachtet sind solche Komplikationen zwar selten, betreffen aber vorzugsweise gesunde Kinder.

Schwere Komplikationen nach Influenza-Erkrankungen bei Kindern sind relativ selten, können aber zu einer Aufnahme auf eine kinderintensivmedizinische Einheit führen.

Eine australische Arbeitsgruppe hat ein monatliches Surveillance-System aufgelegt und in den Jahren 2008 bis 2017 klinische Daten bei unter 15-Jährigen, die wegen schwerer Influenza-Komplikationen hospitalisiert werden mussten, erfasst. Von den insgesamt in die Untersuchung aufgenommenen 722 Kindern hatten 613 eine laborbestätigte Influenza und mindestens eine schwere Komplikation. 60 % dieser Kinder waren < 5 Jahre. 10 % waren jünger als 6 Monate. Nahezu die Hälfte der Kinder mit Komplikationen musste intensivmedizinisch betreut werden. 30 von 722 starben. Der größere Anteil wies keine Vorerkrankungen oder Risikofaktoren auf. 40,3 % der Kinder hatten hingegen mindestens eine medizinische Grunderkrankung, die als Risiko aufgefasst werden kann.

65 verschiedene Komplikationen wurden in der Surveillance erfasst. Am häufigsten kam Pneumonie vor (ca. 50 %). Die Influenza A war in 68,6 % der Fälle für die Hospitalisation verantwortlich, wohingegen Influenza-B-Verläufe häufig mit akutem Nierenversagen (p = 0,014), Rhabdomyolyse (p = 0,019), Myokarditis (p = 0,015), Perikarditis (p = 0,013) und Kardiomyopathie (p = 0,035) verantwortlich waren. Kinder, die starben, waren etwas älter (5 bis 14 Jahre) und wiesen ein medizinisches Risiko auf. Für schwere Verläufe verantwortlich waren vor allen Dingen die Komplikationen Enzephalitis, akutes Nierenversagen und Myokarditis. Nur 36,1 % der Kinder erhielten eine antivirale Medikation, 8,5 % wiesen eine Vorgeschichte mit einer Influenza-Impfung auf.

Die Autoren schließen aus ihren Untersuchungen, dass schwere Influenzaverläufe mit Komplikationen und eine Influenza-assoziierte Mortalität bei Kindern vorkommen. Die Impfprävention scheint hierbei hilfreich zu sein. Sie spekulieren, dass es insbesondere bei Koinfektionen mit COVID-19 zu weiteren Komplikationen kommen kann. Die Tabelle gibt wesentliche Komplikationen von Influenza-Infektionen sowie die wesentlichen, zugrundeliegenden Grunderkrankungen wieder.

Kommentar
Die Autoren legen eine über 10 Jahre laufende Übersicht vor, die Komplikationen von Influenza-Infektionen bei Kindern erfasst hat. Über alles betrachtet sind solche Komplikationen zwar selten, betreffen aber vorzugsweise gesunde Kinder.

Literatur
Teutsch AM et al. (2020) Ten years of national seasonal surveillance for severe complications of influenza in Australian children. Ped Infect Dis J doi: 10.1097/INF.0000000000002961. Online ahead of print


Autor
Univ.-Prof. Dr. med. Markus Knuf


Erschienen in: Kinderärztliche Praxis, 2021; 92 (2) Seite 76