Das seit 1. März 2020 geltende Masernschutzgesetz, nach dem alle Kinder ab dem vollendeten ersten Lebensjahr beim Eintritt in die Schule oder Kita einen ausreichenden Impfschutz oder eine Immunität gegen Masern nachweisen müssen, hat auch direkte Folgen für die Mediziner selbst.

Danach ist nun jeder Arzt seit März 2020 fachübergreifend zur Durchführung aller von der Ständigen Impfkommission (STIKO) empfohlenen Schutzimpfungen berechtigt. Pädiater dürfen daher ab jetzt auch die Eltern der von ihnen behandelten Kinder und Jugendlichen bei Bedarf gleich mitimpfen.

Des Weiteren darf neben dem Gesundheitsamt jeder Arzt – also nicht nur der die Impfung durchführende Arzt – Schutzimpfungen in einen Impfausweis oder einer Impfbescheinigung nachtragen. Voraussetzung ist, dass der Patient die Impfung nachweist.

Schließlich hat der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) eine Änderung der Schutzimpfungsrichtlinie zu beruflich indizierten Impfungen gegen Masern, Mumps und Röteln sowie gegen Windpocken beschlossen. Der Beschluss des G-BA sieht nunmehr eine zweimalige Impfung mit einem Kombinationsimpfstoff für Masern, Mumps und Röteln (MMR) für Beschäftigte u. a. in medizinischen und in Pflegeeinrichtungen vor. Bisher wurde lediglich eine Impfung empfohlen. Das Praxispersonal muss danach künftig diesen vollständigen Impfschutz (oder eine Immunität gegen Masern) nachweisen. Das gilt unabhängig davon, ob ein direkter Patientenkontakt besteht oder nicht.

Kommentar:
Das war längst überfällig und das hatten die pädiatrischen Verbände immer wieder – bisher jedoch vergeblich – gefordert. Jetzt dürfen Pädiater auch die Eltern der Kinder und Jugendlichen gleich mitimpfen. Und auch der verpflichtende Impfschutz des medizinischen Personals wird ausgeweitet. Das Credo der Politik lautet zu Recht: Alle Menschen sollten so breit und gut wie möglich immunisiert werden, um Epidemien oder gar Pandemien auszuschließen.

Wie schnell es zu solchen Pandemien kommen kann, zeigt die aktuelle Corona-Krise. Dabei wären alle froh, diese in irgendeiner Form bekämpfen zu können. Das ist aber noch nicht möglich, weil es keine Therapie und wenig Impfstoff gibt. Umso mehr sollte man den potenziellen Epidemien begegnen, für die zumindest mit den grundlegenden Basis­impfungen die erforderlichen Immunitäten hergestellt werden können. Den notorischen Impfgegnern wird das gar nicht schmecken, weil ihre ohnehin schon wackeligen ­Argumentationsmuster nun noch unhaltbarer werden.


Autor
Raimund Schmid


Erschienen in: Kinderärztliche Praxis, 2021; 92 (3) Seite 154