Die Forderung nach einer inklusiven Jugendhilfe und der Bereitstellung von Leistungen aus einem Guss werden seit Jahren erhoben. Jetzt hat auch die Diakonie in dieser Richtung Stellung bezogen.

Die Botschaft ist eindeutig: Kinder mit Behinderung und ihre Eltern brauchen mehr interdisziplinäre Zusammenarbeit und Hilfen für die ganze Familien aus einer Hand. Diese Forderung erhebt Maria Loheide, Vorstand Sozialpolitik der Diakonie Deutschland: "Kinder mit Behinderung und ihre Eltern brauchen eine gute Unterstützung von Anfang an – und das möglichst unkompliziert."

Behinderte Kinder und ihre Eltern hätten Anspruch auf unterschiedliche Hilfen wie Frühförderung, Reha oder auch Umbaumaßnahmen in der Wohnung. Sie bräuchten aber auch Unterstützung bei Fragen des Aufwachsens von Kindern und der Erziehung. Loheide: "Der Weg dahin ist aber oft weit und mit großen Hürden verbunden." Diese bestehen zum Beispiel darin, dass Eltern immer wieder mit unnötiger Bürokratie und ständig wechselnden Ansprechpartnern und Zuständigkeiten in einem undurchsichtigen Dschungel an Hilfsangeboten konfrontiert werden. Dabei müssen sie stets ausloten, ob eine Leistung von der Krankenkasse, dem Jugendamt oder dem Sozialamt übernommen werden kann. Dieser Wirrwarr ende für behinderte Kinder und ihre Familien häufig in einem Irrweg und beeinträchtige das Streben hin zu einem selbstbestimmten Leben enorm, weil die notwendige und möglichst gezielte Förderung der Kinder und die Begleitung ihrer Eltern häufig unterbleibe oder zu spät erfolge. Die gewünschte inklusive Jugendhilfe bleibe so häufig auf der Strecke.

Weitere Infos hierzu in der Rubrik "Sozialpädiatrie aktuell" in dieser Ausgabe (Dialoge, Prozesse, Foren zur Verbesserung der Jugendhilfe: Ist ein gutes Ende 2020 in Sicht?) und unter: www.diakonie.de/wissen-kompakt/fruehfoerderung

Kommentar:
Die Forderung nach einer inklusiven Jugendhilfe und der Bereitstellung von Leistungen aus einem Guss werden seit Jahren erhoben. Jetzt hat auch die Diakonie in dieser Richtung Stellung bezogen. Andere haben gehandelt, wie etwa die Initiatoren des Dialog- und Beteiligungsprozesses zur Zukunft der Kinder- und Jugendhilfe (SGB VIII). Dort soll es unter anderem um einen besseren Kinder- und Jugendschutz und um Hilfen aus einer Hand für Kinder und Jugendliche mit und ohne Behinderungen gehen. Um diesen politischen Prozess voranzutreiben, haben die Kinder- und Jugendärzteverbände und besonders die DGSPJ ganze Arbeit geleistet. Jetzt ist die Politik im Frühjahr am Zug, entsprechende Gesetzesänderungen zu initiieren. Gerade bei Kindern mit einer geistigen oder körperlichen Behinderung besteht extremer Handlungsbedarf, weil sie bisher weitgehend durch das Netz des Kinder- und Jugendhilferechts fallen.


Autor
Raimund Schmid


Erschienen in: Kinderärztliche Praxis, 2020; 91 (2) Seite 84