Auf deutschen Kinderintensivstationen herrscht ein derart gravierender Mangel an Pflegepersonal, dass rund 20 Prozent der Betten nicht mehr belegt werden können.

Das jüngste spektakulärste Beispiel ist die Kinderintensivstation an der Medizinischen Hochschule Hannover, in der sogar eine ganze Reihe von Betten gesperrt werden mussten. „Das gefährdet die Patientensicherheit und Versorgungsqualität kritisch kranker und verletzter Kinder, insbesondere in den großen Ballungsräumen, wo Sperrungen von Betten aufgrund eines Mangels von Pflegenden an der Tagesordnung sind“, sagt Privatdozent Dr. Florian Hoffmann, Sprecher der Sektion „Pädiatrische Intensiv- und Notfallmedizin“ der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI).

Als Dachgesellschaft bündelt die DIVI das Engagement von rund 30 medizinischen Fachgesellschaften und fordert die Politik jetzt auf, die Rahmenbedingungen für die Kinderintensivpflege mittels eines sofortigen Notfallplans zu retten.

Hoffmann, Oberarzt auf der Interdisziplinären Kinderintensivstation am Dr. von Haunerschen Kinderspital der Ludwig-Maximilians-Universität München, fordert daher, die Ausbildungs- und Arbeitsbedingungen sowie die Bezahlung der Pflegekräfte deutlich zu verbessern. „Wenn auch in Ballungsräumen weiterhin kranke Kinder versorgt werden sollen, dann müssen sich die Pflegenden dieser Kinder auch das Leben in den Ballungsräumen leisten können. Vermeintlich ‚billige‘ Arbeitskräfte aus dem Ausland können kein ernst gemeinter Lösungsansatz sein“.

Eine aktuelle Umfrage der DIVI-Sektion „Pädiatrische Intensiv- und Notfallmedizin“ unter Kinderintensivstationen in Deutschland zeigt, dass im Mittel rund 20 Prozent der möglichen Intensivbetten wegen fehlender Pflegekräfte gesperrt sind. 25 Prozent der befragten Stationen gaben an, im vergangenen Jahr 25 bis 50 Patienten wegen fehlender Bettenkapazitäten nicht aufgenommen zu haben. Weitere 25 Prozent mussten sogar 50 bis 100 Kinder ablehnen. 72 Prozent der befragten Stationsleiter gaben an, dass in ihrer Region ein Defizit an Intensivbetten für Säuglinge und Kinder herrsche.

Um wieder mehr qualifizierte Pflegende zur Tätigkeit auf den Kinderintensivstationen zu motivieren, müsse zusammen mit Vertretern der Gesundheitspolitik auf Landes- und Bundesebene sofort ein Notfallplan erarbeitet werden. Hoffmann: „Das Gestern können wir nicht ändern, das Morgen schon, aber wir müssen heute damit anfangen.“



Deutsche Interdisziplinäre Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI) / ras