Psychische Störungen treten bekanntlich familiär gehäuft oft über mehrere Generationen hinweg auf. Psychiater der Columbia University in New York/USA haben nun herausgefunden, wie stark sich Depressionen der Eltern/Großeltern auf das Risiko für psychische Erkrankungen bei Kindern auswirken.

Dr. Milenna van Dijk und ihr Team konnten in einer Drei -Generationen -Analyse zeigen, dass das Depressionsrisiko in der Generation der Kinder und Enkel um den Faktor 2–3 erhöht ist, wenn sowohl die Eltern als auch die Großeltern betroffen waren. Diese Befunde mit einer Auswertung der „Adolescent Brain Cognitive Development Study“ (ABCD) bei rund 11.200 repräsentativ ausgewählten Kindern im Alter von neun und zehn Jahren in den USA wurden nun bestätigt und ergänzt. Danach ist das Depressionsrisiko bei Kindern sogar bis um den Faktor 6 erhöht, wenn Eltern und Großeltern ebenfalls depressiv sind oder waren.

In der ABCD-Studie wurden die Eltern und die Kinder nach depressivem und suizidalem Verhalten sowie anderen bekannten psychischen Störungen der Kinder befragt. Den Eltern wurden auch Fragen nach eigenen psychischen Erkrankungen und denen der Großeltern gestellt.

Traten in den Familien bisher keine Depressionen auf, ermittelten die Ärzte bei den jeweiligen Kindern eine Depressionsprävalenz von 3,8 Prozent – basierend auf Aussagen der Eltern. Wenn die Großeltern an einer Depression erkrankt waren, aber nicht die Eltern, erreichte die Prävalenz 5,5 Prozent. Wenn nur die Eltern, nicht aber die Großeltern depressiv waren, ergab sich eine Prävalenz von 10,4 Prozent, bei Depressionen in beiden Generationen stieg die Prävalenz auf 13,3 Prozent.

Für suizidales Verhalten war das Risiko dreifach erhöht, wenn sowohl Eltern als auch Großeltern an Depressionen leiden oder litten. Auch bei anderen psychischen Erkrankungen wie Bipolare Störungen, Schlafstörungen und generalisierte Angststörung zeigte sich ein deutlicher Zusammenhang.

In der Untersuchung wurden bekannte Begleitfaktoren wie Geschlecht, Ethnie und sozioökonomischen Status berücksichtigt. Mädchen und Jungen waren ähnlich oft von Depressionen und Angststörungen betroffen. Suizidales Verhalten war aber bei Jungen rund doppelt so häufig. Auch der sozioökonomische Status der Familien spielte eine Rolle, da bei Kindern aus Familien mit niedrigem sozioökonomischem Status doppelt so oft Depressionen auftraten wie bei Kindern aus Familien mit mittlerem oder hohem Status.

Dr. Dijk und ihr Team plädieren dafür, bei Screening- und Präventionsprogrammen im Grundschulalter auch nach Depressionen in der Eltern- und Großelterngeneration zu fragen, um so frühzeitig gefährdete Kinder zu erkennen.


ras/KMS