Trotz steigender Fallzahlen und Umsätze hat der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) scharfe Kritik an der Honorarerhöhung für 2018 geübt.

Diese falle mit einem Plus von 1,18 Prozent „absolut unzureichend“ aus, kritisierte BVKJ-Präsident Dr. Thomas Fischbach. Er verwies dabei darauf, dass die Teuerungsrate seit Monaten in Folge steige und zuletzt im August bei 1,8 Prozent lag. Die Energiekosten, die Preise für Mieten, medizinische Geräte und die Kosten des Praxisbedarfs stiegen damit stärker als die Honorare. Zudem müssten auch die bis zu 4,1 Prozent überproportional gewachsenen Gehälter der Medizinischen Fachangestellten (MFA) aufgefangen werden. Erschwerend komme hinzu, heute rund 20 Prozent der pädiatrischen Leistungen erst gar nicht vergütet würden. Fischbach: „Die Kinder- und Jugendmedizin droht auszubluten.“

Um diesen Trend zu stoppen, werde derzeit in verbandsinternen Gremien an einer Empfehlung an die BVKJ-Mitglieder gearbeitet, eine Zeitlang ein Fünftel der von Kinder- und Jugendärzten erbrachten Arbeitsleistung auszusetzen. Selbstverständlich würden alle akut kranken Kinder wie gewohnt weiter behandelt werden. Doch alles, was aufgeschoben werden könne, werde dann eben aufgeschoben.

Dabei sieht die aktuelle Honorarbilanz, die BVJK Honorarexperte Dr. Reinhard Bartezky in Bad Orb präsentiert hat, gar nicht so düster aus. So ist zum Beispiel der durchschnittliche Jahresumsatz eines Kinder- und Jugendarztes von 188.900 Euro im Jahr 2007 auf 255.132 Euro 2016 gestiegen. Hinzu kommen die zusätzlichen Einnahmen aus Selektivverträgen, die sich auch zuletzt spürbar nach oben entwickelt haben. Und auch bei den Fallzahlen (1.118 im 4. Quartal 2016) und den Fallwerten (59,13 Euro Jahresmittelwert 2016) konnten die Pädiater in jüngster Zeit deutlich zulegen.

Allerdings wies Bartezky auch darauf hin, das die Entwicklung in den einzelnen Bundesländern höchst unterschiedlich verläuft. Während die Fallzahlen im Bundesland Hessen mit 1.270 und in Westfalen-Lippe mit 1.374 im 4. Quartal 2016 sehr hoch lagen, kommen die bayerischen Pädiater auf nicht einmal 1.000 Fälle im Quartal. Jedoch lägen im Freistaat die Honorare aus Selektivverträgen deutlich höher. Große Verwerfungen gibt es auch bei den Fallwerten. Kinder- und Jugendärzte in Thüringen konnten dort 2016 fast 64 Euro und in Bayern gar 67 Euro ausweisen. Mit 14 Euro weniger (52,94 Euro) müssen dagegen die Berliner Pädiater auskommen.

Trotz der insgesamt positiven Honorarbilanz übte auch Bartezky in Bad Orb scharfe Kritik am nur leicht erhöhten Orientierungspunktwert. Angesichts der Finanzreserven der GKV in Höhe von 17,5 Milliarden Euro sei diese Entscheidung aus Sicht der Ärzte in keiner Weise nachvollziehbar.


von Raimund Schmid