Reiner Frank (Hrsg.). 1. Auflage 2019, kartoniert, 368 Seiten, 158 Abbildungen. Kohlhammer Verlag, ISBN 978-3-17-033463-2; 49,00 Euro

Prof. Dr. Reiner Frank ist einer der wenigen Doppelqualifizierten: Kinderarzt und Kinder- und Jugendpsychiater. Er hat sich über viele Jahre mit den „weichen“ Aspekten des ärztlichen Handelns auseinandergesetzt – „weichen“, aber letztendlich entscheidenden Aspekten: Wie kommunizieren wir mit Kindern und ihren Eltern? Die Erfahrung langjähriger Arbeit wird nun in einem anschaulichen Buch über die ärztliche Kommunikation mit Kindern, Jugendlichen und Eltern zusammengefasst.

In der Einleitung greift Reiner Frank die drei Grundelemente der psychosomatischen Grundversorgung auf. Der Patient sollte die therapeutische Beziehung als hilfreich erleben, er sollte im Gespräch eine Klärung erfahren, d. h., sich besser verstehen, und in dem Gespräch sollten Lösungen aufgezeigt werden, wie Schwierigkeiten überwunden werden können und wie man seine eigenen Fähigkeiten – ­Resilienz – aktivieren kann.
Damit dies gelingt, ist es entscheidend, dass Arzt und Patient sich auf einer Ebene begegnen. Eine ­Gesprächsatmosphäre, in der der Patient sich angenommen fühlt und da abgeholt wird, wo er steht, ist entscheidend. Hierfür ist wesentlich, dass dem Arzt seine eigene Emotionalität bewusst wird und dass er die Bedürfnisse des Patienten zu antizipieren und wahrzunehmen versucht.

Nach Darstellung dieser grundlegenden Aspekte werden in dem Buch konkrete Anlässe der Kommunikation aufgegriffen. Da der Teufel bekanntlich im Detail steckt, wählt Reiner Frank eine kleinteilige Aufarbeitung: Bei jeder Kommunikation werden die verbalen und nonverbalen Aspekte bewusstgemacht und kommentiert.

Die besondere Stärke des Buches liegt in der Breite der aufgegriffenen Themen. Diese reichen von der Schuleingangsuntersuchung über die Früherkennung zu Verhaltensproblemen, Entwicklungsrückstand und der Kommunikation von Schmerzzuständen bis zu einem breiten Spektrum chronischer Erkrankungen.

Besonders beeindruckt haben mich hierbei die kluge Aufarbeitung des Patientenzugangs bei heiklen Themen, wie Schulversäumnis, Notfallkindesmisshandlung, Notfallsuizidalität, das todkranke und sterbende Kind und „Wie kann ich mit meinen eigenen Fehlern umgehen?“.

Insgesamt liegt die Stärke des Buches im Konkreten, wobei die kleinteilige Aufarbeitung der Kommunikation ergänzt wird durch Grafiken, die im eigentlichen Sinne des Wortes ein Bild vermitteln, über das, was in der Kommunikation „läuft“.
Dieses Buch kann jedem, der ­gelegentlich schwierige Arztgespräche vor sich hat, dringend empfohlen werden – und somit ­eigentlich jedem Kinderarzt, denn schwierige Arztgespräche ergeben sich immer wieder.


Prof. Dr. Rüdiger von Kries, München


Erschienen in: Kinderärztliche Praxis, 2020; 91 (4) Seite 303