Seit 17 Jahren schon findet eine sozial- und neuropädiatrische Tagung in Mitteldeutschland statt: der "Arbeitskreis Neuropädiatrie Mitteldeutschland". Was hat dazu geführt, dass diese Tagung zur Tradition wurde?

Seit nunmehr 17 Jahren treffen sich Neuro- und Sozialpädiater aus Mitteldeutschland regelmäßig am ersten Freitag und Samstag nach Pfingsten im sächsischen Meerane unweit des Hermsdorfer Autobahnkreuzes zu einer Fortbildungsveranstaltung, die als "Arbeitskreis Neuropädiatrie Mitteldeutschland" ihren Ursprung fand.

Bereits 2005 hat Dr. Carsten Wurst (SPZ Suhl) unter der Überschrift "Eine Tradition entsteht" in dieser Zeitschrift über die Anfänge dieser Tagung berichtet. Was hat nun dazu geführt, dass diese Veranstaltung zur Tradition wurde? Die Geburtsstunde dieser Tagung war anlassbezogen. Unser verehrter neuropädiatrischer Lehrer, Herr Prof. Horst Todt vom Universitätsklinikum der TU Dresden schied im Jahr 2000 altersbedingt aus seinem Amt aus und wir "Schüler", die in unterschiedlichster Art Wissenswertes von ihm gelernt hatten, trafen sich und entschieden sich dafür, erstmals ein deutschlandweites großes Symposium anlässlich seiner Verabschiedung zu organisieren. Die "Schüler" waren mittlerweile verstreut in SPZ, Kinder-, Reha- und Fachkliniken tätig geworden und hatten somit einen umfassenden und breiten Blick auf das Fachgebiet mit all seinen Facetten bekommen. Nachdem das Abschiedssymposium für Prof. Todt mit Erfolg durchgeführt worden und allen sehr gut in Erinnerung geblieben war, fragte man sich spontan, ob man die Erfahrung aus der Vorbereitung dieser Tagung nicht fortführen wolle. Zwei Jahre später, im Jahre 2002, fand die erste Tagung des Arbeitskreises Neuropädiatrie Mitteldeutschlands in dem kleinen sächsischen Städtchen Meerane statt.

6 Faktoren, die zum Gelingen beitragen

Woran mag es gelegen haben, dass aus diesem zarten Fortbildungspflänzchen ein fester Baum in der neuro- und sozialpädiatrischen Fortbildungslandschaft hier in Mitteldeutschland geworden ist? Lassen Sie mich dazu einige Überlegungen zusammentragen.

  1. Ein wesentlicher Schlüsselpunkt im Vergleich zu anderen Tagungen ist, dass ein Team von Fachkollegen, die in unterschiedlichen Organisationsformen und Trägerschaften arbeiten, eine Tagung "basisdemokratisch" ausrichten, planen, organisieren und durchführen. Dies hat den Vorteil, dass 7 "Köpfe", die sich menschlich auch sehr gut verstehen, einen erweiterten und differenzierten Blick auf das Fachgebiet werfen können. Sie haben gemeinsam mehr gelesen, mehr gesehen und mehr gehört, und aus diesem Fundus heraus lässt sich aus Themenschwerpunkten ein breitgefächertes Programm entwerfen.
  2. Es wird jedes Jahr ein prägnantes Tagungsthema gewählt, was nach spezifischen Gesichtspunkten aufgeteilt wird. Beginnend mit neuen klinisch-experimentellen Erkenntnissen zieht sich der rote Faden in Vorträgen der Referenten über die Diagnostik, den klinischen Erscheinungsformen, der differenzialdiagnostischen Überlegung hin zu den verschiedenen therapeutischen Möglichkeiten. Neben den rein ärztlichen Behandlungsmethoden bestimmen aber auch medizinisch-psychologische und nichtärztliche therapeutische Behandlungsansätze die Themenbreite. Für uns Ärzte spielen Entwicklungsverläufe und Prognosen als Basis für die Behandlung, Beratung und Teilhabeunterstützung eine wichtige Rolle. Neben diesen Schwerpunkten gehören aber auch immer ethische Gesichtspunkte mit in das Tagungsprogramm.
  3. Die Referentenauswahl: Wie schon gesagt, kennen 7 Köpfe mehr Referenten als nur einer. Hierbei soll eine gute Mischung seitens der Referenten vertreten sein, welche sich aus berufserfahrenen, älteren oder z. T. aus emeritierten Kollegen zusammensetzt, die in ihrer beruflichen Entwicklung viel "Kommen" und "Gehen" gesehen haben und somit aus einem großen fachlichen Fundus berichten können. Demgegenüber haben wir auch gerne akademisch jüngere Kollegen, insbesondere aus der Region, im Referententeam, die auch dieses Forum nutzen können, um ihre aktuellen Forschungsergebnisse vorzustellen. Daneben gehören aber auch immer nichtärztliche und facharztfremde Referenten bzw. Kollegen zum Tagungsprogramm, die unseren Blick erweitern sollen.
  4. Organisatorische Rahmenbedingungen:
  5. feststehendes Datum – jeweils erster Freitag/Samstag nach Pfingsten
  6. einheitliche und unverwechselbare Programmheftgestaltung (Logo)
  7. Freitagmittag- bis Samstagmittag-Kombination tut gut für die Psychohygiene und die Familie
  8. ein ausreichend großes Tagungshotel, eher etwas abgelegen, mit guten Preiskonditionen bietet die Voraussetzung für viele interaktive Gespräche
  9. das gemeinsame Abendessen mit Bier, Wein und Schwatz erweitert den Horizont
  10. fester regionaler Bezug
  11. Wer kommt zu dieser Tagung? Mit dieser Tagung sprechen wir vorwiegend Neuro- und Sozialpädiater aus den Sozialpädiatrischen Zentren, den Versorgungs- und Rehabilitationskliniken für Kinder- und Jugendliche, aber auch interessierte Vertragsärzte sowie Kollegen aus dem Kinder- und Jugendgesundheitsdienst der Gesundheitsämter an. Als wichtiger Nebeneffekt wurde immer deutlicher, dass insbesondere die in den letzten 20 Jahren zunehmend gewachsene Zahl der angestellten Ärztinnen und Ärzte in den SPZ wenig Möglichkeiten hatten, sich mit ihren Kollegen aus den benachbarten SPZ auszutauschen. Für alle nichtärztlichen Mitarbeiter der SPZ gibt es regionale fachgruppenspezifische Treffen.
  12. Die Teilnehmerzahl ist konstant und liegt bei ca. 70 – 90 Kolleginnen und Kollegen.

17. Fortbildungsveranstaltung im Mai 2018

Wie Carsten Wurst 2005 schrieb, hatten wir damals als Hauptthema die "Epilepsie". Nachdem zwischenzeitlich ein breites Spektrum anderer Themen bearbeitet wurde, werden wir uns am 25./26.05.2018 zur 17. Fortbildungsveranstaltung in Meerane treffen und nun zum zweiten Mal in der Tradition die Überschrift haben "Epilepsien im Kindes- und Jugendalter – Was läuft?".

Wenn ich zum Abschluss aus dem neuen ärztlichen Gelöbnis des Weltärztebundes zitiere, bin ich mir sicher, dass ich somit auch den Spirit der Organisationsgruppe des Arbeitskreises anspreche und gleichzeitig allen Organisatoren, den Referenten und den Tagungsteilnehmern sowie den Unterstützern Dank sagen kann.

In dem ärztlichen Gelöbnis heißt es unter anderem:

"Ich werde meinen Lehrerinnen und Lehrern, meinen Kolleginnen und Kollegen und meinen Schülerinnen und Schülern die ihnen gebührende Achtung und Dankbarkeit erweisen. Ich werde mein medizinisches Wissen zum Wohle der Patientin oder des Patienten und zur Verbesserung der Gesundheitsversorgung teilen."

Wenn wir Ihr Interesse zur Teilnahme an der diesjährigen Fortbildungsveranstaltung oder einer der im Jahresabstand folgenden Tagungen geweckt haben, so besteht die Möglichkeit der Anmeldung über das Sekretariat des Sozialpädiatrischen Zentrums am Städtischen Klinikum Dresden.


Korrespondenzadresse
Dr. med. Christoph Kretzschmar
Chefarzt SPZ Dresden
Organisationsgruppe AKNM
Tel.: 03 51/8 56 35 52

Erschienen in: Kinderärztliche Praxis, 2018; 89 (3) Seite 222-223