Die Deutsche Gesellschaft für Infektiologie (DGI) hat eine Einschätzung des Risikos durch das neuartige Coronavirus (2019-nCoV) für Deutschland abgegeben: Demnach seien einzelne Fälle wahrscheinlich, das Risiko für die Bevölkerung sei aber zurzeit gering.

Die Erkrankungsfälle mit einem neuartigen Coronavirus (2019-nCoV) nehmen weiter zu, aktuell haben sich in China mehr als 500 Menschen infiziert, 17 sind verstorben. Während zunächst alle Infektionen auf Besuche eines inzwischen geschlossenen Fischmarkts in der Stadt Wuhan zurückgeführt werden konnten, wurden mittlerweile auch Erkrankte identifiziert, die sich bei anderen Patienten angesteckt haben. Zudem kam es zu einzelnen importierten Fällen in Thailand, den USA, Japan und in Südkorea.

„Wir müssen damit rechnen, dass es auch in Deutschland zu eingeschleppten Einzelfällen kommen wird“, sagt Professor Dr. med. Bernd Salzberger, Leiter der Infektiologie am Universitätsklinikum Regensburg und Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft für Infektiologie (DGI). Für die Bevölkerung bestehe dennoch kein Anlass zur Sorge: Auf diese Situation bereiteten sich die Kliniken – und dort speziell die infektiologischen Abteilungen – jetzt bereits vor.

Für 2019-nCoV-Verdachtsfälle in Deutschland hat das Robert Koch-Institut bereits ein Ablaufschema für Ärztinnen und Ärzte zur Verdachtsabklärung, Diagnostik, Hygienemaßnahmen, Patienten­isolierung sowie Behandlung entwickelt. Da die Veröffentlichung der Erbsequenz des Virus vor rund zwei Wochen erfolgte, konnten Wissenschaftler der Charité bereits einen Nachweistest für das neue Virus entwickeln, der beim RKI zur Verfügung steht und kurzfristig auch an virologischen Instituten verwendet werden kann.

„Wichtig ist jetzt vor allem, Ärzte und medizinisches Personal in Kliniken und Praxen für das Thema zu sensibilisieren, damit Verdachtsfälle schnell identifiziert werden“, sagt Professor Dr. med. Oliver Witzke, Direktor der Klinik für Infektiologie am Universitätsklinikum Essen.

Zudem sollte jeder Verdachtsfall so früh wie möglich durch einen Infektionsspezialisten begleitet werden. „Die qualifizierte infektiologische Behandlung kann auch sicherstellen, dass Mitpatienten und Klinikpersonal nicht gefährdet werden und die Infektion nicht weiterverbreitet wird“, so Witzke.

Für die Bevölkerung in Deutschland besteht nach Einschätzung der DGI-Experten derzeit kein Anlass zur Beunruhigung. Auch das Robert Koch-Institut schätzt das Risiko für die Bevölkerung in Deutschland zurzeit als gering ein (Stand 23.1.).


Literatur:

Quelle: Deutsche Gesellschaft für Infektiologie (DGI) | Redaktion