Nach den Ergebnissen einer dänischen Kohortenstudie erschweren psychische Störungen im Kindesalter wie Angststörungen einen erfolgreichen Schulabschluss. Doch trifft dies längst nicht für alle Betroffenen zu.

In einer großen dänischen Kohortenstudie, die jetzt in Medien von Springer Medizin veröffentlicht wurden, wurde jetzt untersucht, ob und wie Kinder ohne oder mit psychiatrischen Diagnosen den allgemeinen Schulabschluss bewältigen können. Das Ergebnis überrascht zunächst nicht: Nach Auswertung der Daten von insgesamt 629.622 Kindern, (38.001 mit einer psychiatrischen Diagnose) schaffte lediglich etwa die Hälfte der psychisch erkrankten Jugendlichen die Schule nach den in Dänemark üblichen regulären neun Pflichtschuljahren.

Dies betraf insbesondere Schüler mit geistiger Behinderung; Jugendliche mit ADHS, Schüler mit Zwangsstörungen, Autismus, Schizophrenie sowie Kinder und junge Menschen solche mit einer Bindungs- oder Persönlichkeitsstörung Bei unauffälligen Kindern lag dieser Anteil bei 88 Prozent und damit signifikant höher.

Doch es gibt auch Ausnahmen. Bei Schülern mit Asperger fielen die Leistungen und Noten annähernd gleich aus. Jugendliche mit Anorexia nervosa sowie speziell Jungen mit einer Zwangsstörung waren ihren gesunden Mitschülern im Mittel leistungsmäßig allerdings sogar überlegen. Insgesamt schnitten Mädchen mit psychischen Erkrankungen beim Schulabschluss notenmäßig besser ab als Jungen.

Erklärungen, warum psychisch krankte Schüler schulisch generell schlechter abschneiden, gibt es eine Menge. Medikamentennebenwirkungen sind hierfür wohl genauso ein Grund wie die mangelnde Unterstützung durch die Eltern. Psychisch belastete Kinder und junge Menschen können sich zudem zumeist schlechter konzentrieren, kommen weniger gut mit den Hausaufgaben zurecht und werden auch häufiger vom Unterricht ausgeschlossen oder fehlen krankheitsbedingt.

Daher fordern die Forscher um Dr. Søren Dalsgaard von der Universität Aarhus zusätzliche Unterstützungsangebote für Schüler mit psychischen Erkrankungen. Unter anderem sei es essenziell, den Teufelskreis aus häufigem Fehlen, immer schlechteren Noten und dadurch bedingter Verschlechterung der Symptome frühzeitig zu durchbrechen.

Nach Ansicht der Studienkommentatorin Catharina Hartman von der Universität Groningen seien die Ergebnisse der Kohortenstudie nur die Spitze eines Eisbergs. Denn viele Kinder entwickelten erst im Laufe der weiteren Schulzeit psychische Probleme, die sich dann oft bis weit ins Erwachsenenalter hineinzögen und weitreichende Folgen, u. a. auch für die Berufswahl hätten. Daher seien Longitudinalstudien überfällig, um die komplexen Zusammenhänge zwischen psychischen Störungen im Kindesalter und schlechten Schulleistungen besser verstehen zu können.


Quelle: Springer Medizin | ras