Der Deutsche Kinderverein fordert, Mitarbeiter des Jugendamts gerichtsmedizinisch zu schulen, um Missbrauch besser erkennen zu können.

Jeden dritten Tag stirbt ein Kind an den Folgen von Misshandlungen: 2016 wurden auf diesem Weg 133 Kinder getötet, (2015: 130 Fälle), in 78 Fällen blieb es im vergangenen Jahr bei einem Tötungsversuch. Das geht aus der Kriminalstatistik 2016 hervor. Die Zahlen belegen nach Ansicht des Deutschen Kindervereins in Essen, dass körperliche und psychische Kindesmisshandlung nach wie vor Alltag in Deutschland sind. Daher fordert der Deutsche Kinderverein gemeinsam mit den Rechtsmedizinern der Charité eine gesetzlich gebundene rechtsmedizinische Schulung von Mitarbeitern des Jugendamtes, eine valide Evaluation von Jugendhilfemaßnahmen für Jugendämter sowie eine bessere finanzielle und personelle Ausstattung der Jugendämter mitsamt Fallobergrenzen.

Außerdem werde eine bessere Qualifikation von Familienrichtern benötigt. Oft würden Richter zu Familienrichtern berufen, ohne zu Kinderrechten und für kindgerechte Anhörungen geschult worden zu sein.

Dabei zeigt die aktuelle Kriminalstatistik, dass besonders in frühen Jahren Handlungsbedarf besteht: 100 der 133 getöteten Kinder waren zum Zeitpunkt des Todes jünger als 6 Jahre. Die Zahl körperlicher Kindesmisshandlungen stieg von 3.929 (2015) auf 4.204 Kinder im Jahr 2016. 1.913 Kinder davon waren unter 6 Jahren. Besonders brisant fällt die Statistik beim sexuellen Missbrauch aus. 13.210 Fälle sind im abgelaufenen Jahr registriert worden. Die Dunkelziffer dürfte noch wesentlich höher sein.



Autor
Raimund Schmid


Erschienen in: Kinderärztliche Praxis, 2017; 88 (5) Seite 286