Selbstverletzungen sind ein wichtiger Hinweis, dass es Kinder und Jugendliche mit suizidalen Absichten ernst meinen. Die Suizidinzidenz ist im ersten Jahr nach dem Auftreten dieser Selbstverletzungen 30-fach höher als in der Allgemeinbevölkerung und bleibt anschließend konstant hoch.

Selbstverletzungen sind ein wichtiger Hinweis, dass es Kinder und Jugendliche mit suizidalen Absichten ernst meinen. Die Suizidinzidenz ist im ersten Jahr nach dem Auftreten dieser Selbstverletzungen 30-fach höher als in der Allgemeinbevölkerung und bleibt anschließend konstant hoch.

Eine 2019 veröffentlichte britische Studie belegt, dass selbst zugefügte Verletzungen und Vergiftungen auf eine hohe Suizidgefährdung hindeuten. Besonders suizidgefährdet nach Selbstverletzungen sind vor allem Jungen und ältere Jugendliche (16 bis 18 Jahre) sowie solche, die auch schon in jüngeren Jahren mehrfach aufgrund von Selbstverletzungen in eine Klinik mussten.

Für ihre Analyse werteten die Wissenschaftler Angaben zu knapp 9.200 Kindern und Jugendlichen aus, die sich in den Jahren 2000 bis 2013 Selbstverletzungen zugefügt hatten. Knapp drei Viertel waren Mädchen. Bis Ende 2015 waren 55 Jungen (2,3 %) und 69 Mädchen (1,0 %) gestorben. Fast die Hälfte der Todesfälle ließ sich auf Suizide zurückführen. Zudem besteht auch ein erhöhtes Risiko durch einen Unfalltod nach einer Selbstverletzung, denn viele der tödlichen Unfälle geschahen unter Drogeneinfluss.

Nach Selbstverletzung sollten nach Überzeugung der Autoren Minderjährige daher als besonders suizidgefährdet angesehen werden und eine intensive psychiatrisch-psychotherapeutische Betreuung erhalten.Raimund Schmid



Autor
Raimund Schmid


Erschienen in: Kinderärztliche Praxis, 2020; 91 (2) Seite 85