Wie eine amerikanische retroperspektive Studie zeigt, bestehen zwischen Suiziden bei Kindern und Jugendlichen und der zuvor erfolgten Behandlung oder Notaufnahme in einer psychiatrischen Klinik deutliche Zusammenhänge.

Auch Kinder, die aufgrund einer Gefährdungssituation in staatliche Obhut genommen wurden, haben nachweislich ein erhöhtes Risiko für suizidales Verhalten. Wissenschaftler der Ohio-State-University untersuchten retroperspektiv 120 Fälle, in denen Kinder und Jugendliche zwischen 5 und 21 Jahren durch Suizid zu Tode gekommen waren.

Bei diesen Fällen lag ein Verdacht auf Kindeswohlgefährdung vor. Das Forscherteam um Donna A. Ruch hatte diesen Fällen eine entsprechende Kontrollgruppe gegenüber gestellt - angepasst nach Alter, Geschlecht und ethnischer Zugehörigkeit.

Die Wissenschaftler konnten aus der Untersuchung ermitteln, für welche Gruppen und in welchen Situationen eine besondere Gefährdung besteht:
  • Das Suizidrisiko war bei Kindern und Jugendlichen, die in staatliche Obhut genommen wurden, gegenüber der Kontrollgruppe um das Doppelte erhöht.
  • Die Diagnose einer psychischen Erkrankung wie Depression, Angststörung oder Bipolare Störung bestand bei 60 Prozent der Suizidfälle. Junge Menschen mit Schizophrenie sind besonders gefährdet, sie tragen ein sechsmal höheres Suizidrisiko.
  • Mehr als die Hälfte der nach einem Suizid verstorbenen jungen Menschen waren in den Monaten zuvor in der Notaufnahme einer Klinik gewesen.
  • In 90 Prozent der Fälle suchten die Kinder und Jugendlichen innerhalb eines halben Jahres vor ihrem Suizid eine Einrichtung des Gesundheitssystems auf.
  • Als deutlicher Hinweis auf Suizidgefährdung gilt auch selbstverletzendes Verhalten oder eine schwere diagnostizierte Organerkrankung.

Ein Screening auf ein erhöhtes Suizidrisiko wäre daher gerade in Situationen, in denen ein Kind aus der Familie geholt werden musste, nach Ansicht der Wissenschaftler angebracht. Empfehlenswert sei auch eine bessere Vernetzung zwischen Einrichtungen der Fürsorge und des Gesundheitssystems und eine längere Nachbeobachtung nach Entlassung aus einer Notaufnahme oder stationären psychiatrischen Klinik. Dies wären überaus sinnvolle Maßnahmen zur Prävention von Suiziden im Kindes- und Jugendalter, die daher intensiviert werden müssten.



KMS/ras