Das Guillain-Barré-Syndrom (GBS) tritt gehäuft in Zusammenhang mit Atemwegsinfektionen und in einzelnen Fällen auch mit Impfungen (z. B. Influenza-Impfung) auf. Eine US-amerikanische Studiengruppe hat geprüft, ob mRNA-Corona-Impfstoffe mit einem erhöhten GBS-Risiko einhergehen.

Dazu wurden Daten des VAERS-Meldesystems für unerwünschte Ereignisse bei Impfstoffen aus dem Zeitraum Dezember 2020 bis Januar 2022 analysiert. Bis zu diesem Zeitpunkt wurden 4,8 Millionen Corona-Impfungen appliziert. In 54,7 % der Fälle wurde der mRNA-Impfstoff BNT162b2 verimpft, in 41,6 % der ­mRNA-Impfstoff mRNA-1273 und in 3,7 % der Vektorimpfstoff Ad26.COV2.S. Innerhalb der ersten 21 Tage nach der Impfung wurde bei 209 Personen ein GBS diagnostiziert. Personen, die mit Ad26.COV2.S geimpft worden sind, wiesen ein höheres Risiko auf als jene, die mit BNT162b2 (RRR = 11,4) oder mRNA-1273 (RRR = 9,26) geimpft worden sind. Das Risiko für GBS nach Ad26.COV2.S-Impfung war fast 3,8fach erhöht (Observed to Expected (OE) = 3,79). Das OE für die beiden mRNA-Impfstoffe lag bei < 1. Das VAERS hatte bereits im Juli 2022 bei knapp 82 Millionen Impfdosen mit 7 SARS-CoV-2-Impfstoffen eine GBS-Inzidenz von 1,19/1 Millionen Dosen ermittelt. Die Impfinzidenz war somit deutlich niedriger als vor der Pandemie (2019) mit 7,1/1 Millionen Dosen.

Kommentar:
Auch wenn die Daten sich auf das Erwachsenenalter beziehen, so sind sie doch wertvoll, um Unterschiede zwischen verschiedenen Impfstoffkompositionen darzustellen. Die mRNA-Impfstoffe scheinen hinsichtlich eines GBS-Risikos unproblematisch zu sein. Ob die Daten ohne Weiteres auf Kinder übertragen werden können, bleibt offen.

Literatur
Abara WE et al. (2023) Reports of Guillain-Barré-Syndrome after COVID-19 vaccination in the United States. JAMA Network open 6 (2): e2253845. doi:10.1001/jamanetworkopen.2022.53845


Autor
Univ.-Prof. Dr. med. Markus Knuf


Erschienen in: Kinderärztliche Praxis, 2023; 94 (6) Seite 380