Es gibt einen nachgewiesenen Zusammenhang zwischen Depressionen bei Müttern und kindlichen Depressionen. Beeinflussen auch Depressionen bei Vätern das Risiko einer Depression bei ihren Kindern?

Mit dieser Frage beschäftigte sich ein australisches Forschungsteam an der Curtin University in Perth und führte eine systematische Übersichtsarbeit und Metaanalyse durch. Das Team um Berihun Dachew durchsuchte die Datenbanken Embase, PubMed, PsycINFO, Scopus und Web of Science nach Beobachtungsstudien, die die Verbindung zwischen Depressionen bei Vätern und dem Risiko für Depressionen bei ihren Nachkommen untersucht haben. Es wurden insgesamt 16 Studien ausgewählt. Mit einer Ausnahme fanden die Studien in westlichen Ländern – USA, Australien und Europa – statt. In den Jahren 2002 bis 2021 wurden insgesamt 7.153.723 Vater-Kind-Dyaden in Studien untersucht.

Die Ergebnisse legen nahe, dass es eine Assoziation zwischen Depression beim Vater und einem erhöhten Risiko für Depression beim Kind gibt. Kinder von depressiven Vätern hatten im Vergleich zu Kindern nichtdepressiver Väter ein um 42 % erhöhtes Risiko, selbst an einer Depression zu erkranken (Odds Ratio [OR] 1,42; 95%-Konfidenzintervall [KI] 1,17 bis 1,71). Diese Assoziation blieb bestehen, auch nachdem eine Anpassung an Störfaktoren wie mütterliche Depressionen, perinatalen Substanzmissbrauch der Mütter, das Alter der Eltern, das Einkommen, den Bildungsstand der Eltern und mögliche weitere psychische Komorbiditäten der Väter durchgeführt wurde. Das Depressionsrisiko der Kinder war umso höher, je länger die Kinder den Auswirkungen der väterlichen Depression ausgesetzt waren. Bei einer langanhaltenden Depression des Vaters betrug das Depressionsrisiko der Kinder 58% (OR 1,58; 95% KI 1,09 bis 2,29), während es bei einer Depression des Vaters im postpartalen Zeitraum 5 % (OR 1,05; 95 % KI 1,02 bis 1,09) und in der frühen Kindheit 22 % betrug (OR 1,22; 95 % KI 1,07 bis 1,36).

Die Ursachen für den Zusammenhang zwischen väterlicher und kindlicher Depression sind noch unklar. Es werden genetische und epigenetische Faktoren vermutet. Wie eine Studie aus dem Jahr 2010 zeigt, macht die Genetik etwa 40 % des Risikos aus. Depressionen beeinträchtigen zudem die elterliche Sensibilität gegenüber dem Kind, die Sicherheit der Bindung sowie die elterliche Erziehung. Insgesamt ist von einem multifaktoriellen Hintergrund auszugehen.

Väterliche Depressionen stehen zudem häufig mit einem verstärkten Konsum psychoaktiver Substanzen wie Alkohol und Drogen in Verbindung. Elterlicher Substanzmissbrauch und Drogenkonsum können negative Folgen für die familiäre Situation haben, darunter negative Eltern-Kind-Interaktionen sowie Scheidungen und Trennungen, die sich wiederum nachteilig auf die kognitive und psychologische Entwicklung der Kinder auswirken und später die Wahrscheinlichkeit einer Depression weiter erhöhen können.

Katharina Maidhof-Schmid


Dachew B, Ayano G, Duko B, Lawrence B, Betts K, Alati R. Paternal Depression and Risk of Depression Among Offspring: A Systematic Review and Meta-Analysis. JAMA Netw Open. 2023;6(8):e2329159. doi:10.1001/jamanetworkopen.2023.29159