Infektionen mit Rotaviren können bei Neugeborenen mit Krampfanfällen einhergehen. Wie eine Fallserie zeigte, kann eine neonatale Rotavirus-assoziierte Leukenzephalopathie auch längerfristige Störungen hervorrufen.

Es liegen eine Reihe von Berichten vor, dass Rotavirusinfektionen im Neugeborenenalter mit neonatalen Krampfanfällen und einer diffusen periventrikuären Störung der weißen Substanz einhergehen. In der Literatur findet sich hier auch der Begriff „Neonatal Rotavirus-Associated Leukoencephalopathy“.

In einer kürzlich veröffentlichten Studie wurden 13 Patientinnen und Patienten mit einer solchen Leukenzephalopathie zum Zeitpunkt 26 Monate (23 – 68 Monate, Median 26 Monate) entwicklungsneurologisch untersucht. Daneben wurden MRT-Untersuchungen durchgeführt. 6 der 13 Patienten (46 %) wiesen eine gestörte neurologische Entwicklung auf. Dies waren bei einem Patienten mentale Retardierung, visomotorische Dysfunktion (VMI), Zerebralparese und Epilepsie. Ein weiterer Patient wies eine Zerebralparese und VMI-Dysfunktion auf. 4 Patienten litten unter einer VMI-Dysfunktion. Bei 12 der 13 Patienten musste in der MRT-Untersuchung des Neurokraniums eine veränderte Signalgebung in der periventrikulär lokalisierten weißen Substanz befundet werden.

Die Autoren schließen aus der Untersuchung, dass eine neonatale Rotavirus-assoziierte Leukenzephalopathie bei der vulnerablen Patientengruppe „junge Säuglinge“ längerfristige entwicklungsneurologische Störungen hervorrufen kann.

Kommentar:
Die Fallserie bestätigt schon länger bekanntes Wissen: Rotaviren sind neurotrop und rufen demnach in eine Subgruppe der Infizierten auch schwerwiegende neurologische Symptome hervor. Dies ist bei der Diskussion zur Impfprophylaxe mit zu berücksichtigen.

Literatur


Autor
Univ.-Prof. Dr. med. Markus Knuf


Erschienen in: Kinderärztliche Praxis, 2023; 94 (1) Seite 16