Interessante Ergebnisse liefert eine Studie aus Sachsen-Anhalt, die die Teilnahmen von Kindern an Frühererkennungsuntersuchungen analysiert.

Eine Studie aus Sachsen-Anhalt hat die Teilnahmen von Kindern an den Frühererkennungsuntersuchungen U2 bis U8, die im Rahmen der Schuleingangsuntersuchungen durch den öffentlichen Gesundheitsdienst in Sachsen-Anhalt retrospektiv erhoben wurden, analysiert. Daneben wurden Variablen aus den Bereichen Sozialfaktoren, diagnostische Befunde und therapeutische Versorgungsgrad im Zusammenhang mit dem Teilnahmeverhalten an den Früherkennungsuntersuchungen untersucht. Es erfolge eine statistische Auswertung von 73.628 anonymisierten Datensätzen aus der Gesundheitsberichterstattung des Landes Sachsen-Anhalt, die von den 14 Gesundheitsämtern bei den Schuleingangsuntersuchungen für den Zeitraum 2008 bis 2012 erhoben wurden. Es wurden insgesamt 20 Variablen je Kind zum Einfluss des Teilnahmeverhaltens an den U-Untersuchungen mit Hilfe von Häufigkeitsunterschieden der Untersuchungsgruppen und deren Prüfung auf Signifikanz geprüft.

Die 5 Früherkennungsuntersuchungen U2 bis U6 waren in Sachsen-Anhalt von 99 bis 96% der Kinder wahrgenommen worden. Mit zunehmendem Kindesalter sanken die Teilnahmequoten (U2 98,7%, U8 88,5 %). Zum Zeitpunkt der Schuleingangsuntersuchung (Durchschnittsalter 63 Monate) haben 83% der Kinder an allen 7 Früherkennungsuntersuchungen teilgenommen und 0,4% an keiner U-Untersuchung. Das Geschlecht des Kindes hatte keinen Einfluss auf das Teilnahmeverhalten durch die Eltern. Kinder, die in einer Tageseinrichtung betreut werden, wiesen signifikant häufiger (84,8%) einen vollständigen U-Status auf als zu Hause betreute Kinder (55,1%). Die Autoren schlussfolgern aus ihren Daten, dass sich das Teilnahmeverhalten an den Früherkennungsuntersuchungen dazu eignet, Zusammenhänge mit Sozialfaktoren, diagnostischen BEfunden und dem therapeutischen Versorgungsgrad der Kinder aufzuzeigen.

Kommentar
Mit einer solchen Untersuchung lässt sich der Untersuchungsstatus von Kindern zum Zeitpunkt der Schuleingangsuntersuchung in Abhängigkeit von Geschlecht, Betreuungsart und Sozialstatus ebenso erheben wie Befundhäufigkeiten im Bereich motorischer Entwicklungsrückstand, Sprachstörungen, Beeinträchtigung des Hörvermögens, Haltungsschäden und anderes.

Andererseits steht die Durchführung einer nicht interessengeleiteten wissenschaftlichen Analyse zum Aufwand und Nutzen von Früherekennungsuntersuchungen noch aus. Die Aspekte der nichtmedizinischen Prävention im Sinne der Gesundheitsförderung bei Kindern und Jugendlichen ist auszubauen. Dies erfordert jedoch erweiterte Strukturen, die über den Medizinsektor hinausgehen und darüber hinaus bedarg es einer veränderten Ausbildung von Medizinstudenten und jungen Ärzten, die die Spezifika von Früherkennungsuntersuchungen oftmals erst im Beruf als Kinder- und Jugendmediziner vor Ort erlernen

Literatur:
1) Hase J et al. (2016) Inanspruchnahme von Früherkennungsuntersuchungen bei Kindern aus Sachsen-Anhalt zum Zeitpunkt der Schuleingangsuntersuchung. Gesundheitswesen 87:e6-e13


Autor
Univ.-Prof. Dr. med. Markus Knuf


Erschienen in: Kinderärztliche Praxis, 2017; 88 (1) Seite 10